24
Mai
2020

Das Rätsel des Daimonion

Als Daimonion bezeichnet Sokrates in der Überliefe-rung von Platon und Xenophon eine innere (‚göttliche‘) Stimme, die ihn davon abhält, etwas Unrechtes zu tun. Das lässt sich als Stimme des Gewissens verstehen. „Gewissen“ beinhaltet die Gesamtheit der Werte und Normen, der Gebote und Verbote, der Regeln und Gesetze, der Kenntnisse und Erkenntnis aufgrund von Erfahrungen.

Der innere Spürsinn wird demnach durch Erziehung und Bildung geschult. Die Annahme eines natürlichen Vermögens, Geschehen kennen und erkennen zu können, veranlasste die frühen Denker der Abendländischen Geschichte, den Menschen aufgrund dieses Vermögens als „vernunftbegabtes Lebewesen“ zu bestimmen. Das Vermögen selbst nannten sie „Denken“. Dieses Vorgehen ist nachvollziehbar, denn es braucht Namen, um Erkennen markieren und fixieren zu können.
Innere Wahrnehmungen, die sich übersinnlich gestalten und wirkliches Anwesen von hilfreichen Wesen spüren und empfinden lassen, gelten nicht als Fantasmata (eine Art Wahnvorstellungen), sondern als wirklich existierend.
Der griechische Schriftsteller Plutarch hat das sokratische Daimonion ausführlich erörtert. Hinweise auf die Existenz eines Daimonions finden sich auch in den Schriften der römischen Autoren Seneca und Marc Aurel . Augustinus deutet das Daimonion als Gewissen und legt die innere Stimme als Stimme Gottes aus. Thomas von Aquin deutet es sogar als Erkenntnisorgan der praktischen Vernunft.

“Die innere Stimme gilt je nach Ansicht den einen als Stimme der Seele, anderen als Sprache der Vernunft und wieder anderen als Ausdruck des Gewissens oder als Zuspruch des Geistes oder auch Stimme des Herzens. Mahatma Gandhi nennt die leise innere Stimme den einzigen Tyrannen, den er in dieser Welt anerkennt.“

„Du hast deine Kindheit vergessen, aus den Tiefen deiner Seele wirbt sie um dich. Sie wird dich so lange leiden machen, bis du sie erhörst.“

Und Friedrich Nietzsche sagt zur inneren Stimme:
“Es geht geisterhaft zu, jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen diese Geisterstimme nicht hören. Wir fürchten uns, wenn wir allein und stille sind, daß uns etwas in das Ohr geraunt werde, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit.”

“In dem Augenblick aber, wo uns alles verloren scheint, erreicht uns zuweilen die Stimme, die uns retten kann; man hat an alle Pforten geklopft, die auf gar nichts führen, vor der einzigen aber, durch die man eintreten kann, und die man vergeblich hundert Jahre lang hätte suchen können, steht man, ohne es zu wissen, und sie tut sich auf."

Woher die recht unterschiedlichen Namen für die innere Stimme?

“Das liegt daran, dass sich dieses Phänomen dem Wissen entzieht und allein dem Glauben offenbart. Der Glaube verfügt aber über keine eindeutigen Namen bzw. Begriffe, sondern allein über vielfältige und vieldeutige Hinweise, Zeichen oder Bezeichnungen.
Offenbarungen des Glaubens lassen ganz persönliche Deutungen zu wie beispielsweise auch das Wort „Gott“. Deshalb glaubt Sokrates seiner inneren Stimme, als einer göttlichen Eingebung und nennt sie deshalb auch seinen “daimonion”, also seinen persönlichen Schutzgeist, der Teil des Ichs ist.

Diese innere Stimme warnt ihn in entscheidenden Au-genblicken und hielt ihn von der Ausführung einer ge-fährlichen Absicht ab. Sokrates versteht das Daimoni-on, wie bereits gesagt, als eine Gegeninstanz zum Lo-gos, die das erkennt, was der Vernunft verborgen bleibt, und vom Falschen abrät, jedoch zu nichts rät.
Sein Daimonion schätzt Sokrates so hoch ein, dass er ihm auch gegen seine rationale Einsicht gehorcht. Da er es auch über die Götter stellt, wurde ihm sogar vor-geworfen, es als einen neuen Gott einführen zu wol-len.”

Unabhängig vom Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben des Verstandes offenbart die innere Stimme Empfehlungen des Gewissens.
Aus der inneren Stimme spricht nicht nur das Selbst des Ichs, sondern zugleich auch der Logos der Natur. Und was die innere Stimme nicht auszudrücken vermag, zeigt sie dem Dritten Auge in den inneren Bildern der Vorstellungskraft.

Wer künstlerisch schafft, ist begabt genug, sowohl die innere Stimme zu vernehmen als auch zu schauen, was das innere Auge zeigt.
Der Dichter hört die Worte, die er aufschreibt. Der Musiker hört seine Komposition, die er in Noten umsetzt, der Maler sieht die Bilder, die er ins Werk setzt.
Der künstlerisch begabte Mensch bedarf keiner Übung, um inneres Hören oder Schauen aus Kind-heitstagen zu erhalten.
Kinder folgen in ihrer Spielwelt ihrer inneren Stimme und dem, was ihnen das innere Auge fantasievoll zeigt.


Summa summarum: Denken erscheint als innerer Spürsinn, gleichsam als natürlicher Instinkt. Neugier scheint in Lebewesen von Natur aus angelegt zu sein, um das, was in ihm und um es geschieht entdecken zu können.
Diese Annahme beruht auf Beobachtungen von Erfahrungen in entsprechenden Situationen. Das ist möglich, weil das Bewusstsein wie ein innerer Spiegel wirkt. Bewusstwerden geschieht zugleich als fortlaufend beobachtbares Spiegeln inneren Geschehens. Auch dieser Vorgang lässt sich wiederum beobachten, was dann dem gleichkommt, was u.a. unter Philosophieren verstanden wird.

Der maßgeblich bestimmende Beweggrund besteht weniger darin, philosophieren zu wollen, sondern vielmehr darin, zu ergründen, ob Bedingungen der Möglichkeit eines Seins jenseits allen Daseins existieren.

23
Mai
2020

Rein unsichtbar

o Glauben bedeutet, Wahrnehmungen des rein Unsichtbaren vertrauen.
o „Rein unsichtbar“ ist eine Wahrnehmung dann, wenn sie nicht sinnlich vernehmbar nachgewiesen werden kann.

Rein unsichtbar sind beispielsweise Axiome. Für Aristoteles sind Axiome allgemeine Sätze, die aus sich selbst einsichtig sind, also eines Beweises weder bedürftig noch fähig sind. Beispiel für ein Axiom ist der Satz der Identität. Dieser besagt, dass ein Objekt A genau dann mit einem Objekt B identisch ist, wenn sich zwischen A und B keine Unterschiede finden lassen. Die Methode, durch die Identität erkannt wird, ist der Vergleich.

Axiomatik ist der Name für die Kunst und Technik des Vorscheinens natürlicher Axiome.

Axiomatischer Natur sind auch alle Kategorien. Sie lassen sich durch grundlegende Fragestellungen zum Vorschein bringen.

Obwohl Kategorien selbst rein unsichtbar sind, dienen sie dazu sinnlich Vernehmbares sichtbar und dem Wissen zugänglich zu machen.

So ermöglicht zum Beispiel die Kategorie „Eigenschaften“ mittels der Frage: “Welche Eigenschaften machen ein Objekt als solches aus?“, Etwas als etwas ganz Bestimmtes auszumachen.

„Rein geistig“ sind alle Inhalte a priori.
Reines Denken bedeutet das Vermögen des Wahrnehmens vor aller Erfahrung (a priori).
Wahrnehmen a priori erfasst als reines Denken Phänomene, welche allein geistig zu erfassen sind.
Wir wissen zwar über den Urknall ein wenig Bescheid, aber wir wissen gar nichts über den Ursprung von Formen a priori zu sagen. Sicher ist nur, dass sich der Urknall der informationellen Welt a priori verdankt.
Materie entsteht nämlich allein dadurch, dass Energie informiert wird.

22
Mai
2020

Botschaft der Freude

o Jenseits der real erfahrbaren, sichtbaren Welt der Sinne existiert eine intuitiv erfahrbare, unsichtba-re Welt des Geistes.
o Unter besonders günstigen Umständen lässt sich die unsichtbare Welt des Geistes für vernunftbegabte Lebewesen erfahren.

Vernunftbegabte Lebewesen verfügen nämlich über die Gabe der Intuition.: „Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen.“

Intuition ist ein Wort mittellateinischer Herkunft, nämlich „intuitio“, das bedeutet „unmittelbare Anschauung“, lateinisch „intueri“: „genau hinsehen, anschauen“.

o Um Intuition einsehen zu können, bedarf es entsprechender Sensibilität.
o Es handelt sich um einen Vorgang, an dem der Verstand noch nicht beteiligt ist.
o „Intuition“ ist keine Definition, sondern eine Überführungsfunktion, die Momente des Unbewussten in Inhalte des Bewusstseins umwandelt.
o Es handelt sich um eine limbische Transformation.
o Da das limbische System des Gehirns, Emotionen verarbeitet und das Triebverhalten regelt, lässt sich allenfalls auch nur gefühlsmäßig beeinflussen.

"Ohne den Glauben daran, dass es grundsätzlich möglich ist, die Wirklichkeit durch unsere logischen Konstruktionen begreiflich zu machen, ohne den Glauben an die innere Harmo-nie unserer Welt, könnte es keine Naturwissenschaft geben.“

Glauben bedrängt Intuitionen, die innere Harmonie unserer Welt sichtbar werden zu lassen.

21
Mai
2020

Sichtbarmachen (upgrade)

o Einfälle machen sichtbar, was sich zuvor als mögliche Wirklichkeit verbarg.
o Entbergen schöpferischer Ideen erfordert Bega-bung.
o Begabung ist der Name für jene schöpferische Kraft forschender Neugier, welche unermüdlich nach Verbesserungen oder gar Neuem sucht.

Diese natürliche Gabe wird manchen mit auf den Weg gegeben, damit sie ihrem existentiellen Beweggrund folgen, um das zu formen und zu gestalten, was ihnen als Vorhaben aufgegeben worden ist.

Eine solche maßgeblich bestimmende Aufgabe wird gewöhnlich intuitiv gestellt. Aber es bedarf schon hoher sensibler Intelligenz, um eine derartige Aufgabenstellung überhaupt wahrnehmen zu können.

o Gewöhnlich werden solche Botschaften durch Visionen vermittelt.
o In einigen Fällen lassen sich diese Mitteilungen wissenschaftlich nicht nutzen.
o Deren Inhalte sind nämlich nicht beweisen, son-dern müssen schlichtweg geglaubt werden.

20
Mai
2020

Im Anfang war das Bild und nicht das Wort

„Im Anfang war das Bild und nicht das Wort. Und das Bild war eine Göttin. Und diese Gottheit erhielt ein Wort, das sie beim Namen nannte.

Die Menschen ängstigten sich angesichts der Naturkatastrophen, die immer wieder ihre Ernten und die wenigen Habseligkeiten vernichteten. Angesichts ihrer Ohnmacht suchten sie ihre Hilfe in einer höheren Macht.

Gaia oder Ge (altgriechisch Γαῖα Gaía oder Γῆ Gḗ, dorisch Γᾶ Gá), deutsch auch Gäa, ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Gottheiten. Gaia schützt die hilflosen Menschen, vorausgesetzt, sie kann durch hinreichende Opfer besänftigt werden.

Das vielleicht bekannteste und früh überlieferte Bild ist das des Moses (8. Jh. v. Chr.). Es ist die Vision vom brennenden Dornbusch.
Es wird in der Bibel erzählt, dass Moses viele Jahre die Herden seines Schwiegervaters Jitro hütete. Eines Tages weideten die Schafe und Ziegen auf den saftigen Weiden an den Hängen des Berges Sinai. Moses blickte in die Ferne, und er traute seinen Augen nicht.
Er erblickte einen brennenden Busch, der nicht verbrennt. Neugierig näherte sich Moses. Da hörte er plötzlich eine Stimme. Sie kam aus dem brennenden Busch und sagte: "Zieh deine Schuhe aus, Mose! Du stehst auf heiligem Boden." Moses spürte intuitiv, dass es Gott war, der zu ihm sprach. Er gehorchte, und Gott sagte: "Ich bin, der ich bin. Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Ich habe die Klagen und Bitten meines Volkes gehört, das in Ägypten in der Sklaverei lebt. Und ich werde es retten. Du Moses, sollst es aus Ägypten in ein Land führen, das ich den Nachkommen Abrahams versprochen habe. In diesem Land werden Milch und Honig fließen. Und dich Moses, sende ich nun zum Pharao."
Dieser Auftrag ist für einen Hirten in der Wüste nicht gerade naheliegend. Offenbar ist allen Visionen gemeinsam, dass sie Menschen überraschen, die über die Kraft verfügen, ihnen zu entsprechen.
In jenen Tagen, in welchen Religionen noch unbekannt waren, lebten die Lebewesen voller Glück. Die Idee des Paradieses war noch nicht entdeckt. Die Lebewesen stillten ihre Sehnsucht noch mit eigenen Träumen. Da der Verstand noch nicht entwickelt war, existierten keine Ordnungen. Der Um-gang miteinander wurde rein körpersprachlich spielerisch geregelt und emotional geregelt.
Lebewesen ernährten sie sich mit ausschließlich von Pflanzen. Da Ich und Selbst sich noch nicht unterschieden, wurden Gemeinschaften noch durch das Wir geregelt. Die Verständigung unter ihnen sie geschah durch Intuition.
Das Vermögen, Erfahrungen sammeln, vergleichen, erinnern und verbessern zu können, sortiert allmählich einige Lebewesen aus.
Vernunft bildet sich aus, und zwar als die Fähigkeit, die Steuerung durch Triebe und Instinkte durch gefühlsmäßige Regelung zu ersetzen. Vernunftbegabte Lebewesen können gefühlsmäßig entscheiden und sind nicht mehr nur ihren Trieben ausgeliefert. Erlebnisse spiegeln sich mit erwachender Fantasie in Bildern wider, aus denen sich in Träumen Geschichten gestalten.
Es sind übermächtige Bilder, die auch tagsüber noch gegenwärtig bleiben. Das vernunftbegabte Lebewesen erfährt diese Gegenwart der Traumgestalten als Begleitung von Göttern und fühlt sich durch sie beschützt. Es macht Spass, sich am lodernden Feuer inmitten geheimnisvoller Schatten Geschich-ten darüber zu erzählen, um darüber die Härte des zurücklie-genden Tages zu vergessen.
Der Mythos schildert die Dämmerung der Vernunft als Ver-treibung aus dem Paradies. Paradies ist der Name für die vollkommene Harmonie von Körper, Seele und Geist. Alle Lebewesen des Paradieses existieren und erfahren die Gegen-wart Gottes noch instinktiv.
Indem Lebewesen Werkzeuge entdecken, erfahren sie ihren Körper plötzlich als Mittel zum Zweck der Nahrungsbeschaffung.

Mit erwachendem Bewusstsein leben sie nicht mehr von der Hand in den Mund, sondern fangen an zu sammeln. Als Mittel zum Zweck des Ernährens erfahren die Hände das Greifen. Die Sinne erschließen Greifbares als Verzehr- oder Machbares.
Steine taugen nicht, um sich zu ernähren, aber um sich Nahrung zu beschaffen. Sie taugen, um Nüsse aufzuschlagen oder Stöcke, um nach Nüssen auf Bäumen zu schlagen.
Mit dem Greifen geht Vergleichen einher. Das Entwickeln von Alternativen des „Entweder – Oder“ prägt sich aus. Mit der Entstehung von Alternativen werden Konsequenzen entwickelt. Entweder taugt etwas zum Essen oder zum Bearbeiten von Früchten. Wenn Nüsse mit Steinen aufgeschlagen werden, dann können sie gegessen werden.
Alternativen und Konsequenzen setzen das Vergleichen voraus. Vergleiche schaffen Voraussetzungen, aus denen Schlüsse gezogen werden können. Mit der Entdeckung von Dingen in der Natur entwickelt sich zugleich logisches Denken.
Einmal entwickelte, erfolgreiche Verhaltensmuster werden gemerkt und wiederholt. Die Entstehung eines Repertoires von Verhaltensmustern ermöglicht das Vorhersehen und Planen von Aktionen.
Die Entwicklung logischen Denkens fördert zugleich das Entstehen der Fantasie. Denken wird als Bilderleben der Fantasie erfahren.
Erst mit dem Philosophieren wird diese Erfahrung als Bild-Erleben der Vernunft und als Bild-Erleben des Verstandes gedeutet.
Das rein fantastische Erfahren des Bilderlebens der vorphilosophischen oder mythologischen Zeit wird noch von Trieben oder Bedürfnissen geregelt. Anstelle der Neugier bestimmt noch der Nahrungstrieb das Verhalten.
Indem sich die Vorstellungskraft entwickelt, formt sich das Vermögen, das eigene Tun wahrzunehmen und zu betrachten. Durch das Reflektieren des Bilderlebens wird vor allem Ver-nunft und Verstand unterschieden und das Augenmerk weniger auf die Seele gerichtet.
Indem das Lebewesen seine Seele vergisst, bezahlt es das Erwachen seiner Vernunft mit dem Verlust seines Paradieses. Das Ich hat einen wesentlichen Teil seines Selbst verloren. So suchen manche ihr Leben lang nach dem Selbst, ohne sich darüber bewusst zu werden, dass sie in Wahrheit das Paradies meinen.
Um die tiefe Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies zu stillen, bieten esoterische Scharlatane und Gurus Scheinwege an und lassen sich solches Vorgaukeln nicht selten teuer bezahlen. Aber letztendlich sind auch die kleinen Leidenschaften des Alltags Überbleibsel des ursprünglichen Triebs oder des Instinkts auf der Suche nach verlorener Glückseligkeit.
Der Philosoph Ernst Bloch beginnt seine Einleitung in die Tübinger Philosophie mit den Worten "Wir sind. Aber wir haben uns noch nicht. Darum werden wir erst." Mit drei Sätzen beschreibt er die Selbstwerdung als wesentliche Aufgabe der Philosophie. Der Verlust des Paradieses als aus der Einheit von Ich und Selbst geborenes ursprüngliches Glück hat in der Seele des Menschen die Sehnsucht, sich wieder zu finden, tief eingegraben. Viele haben viele Wege entdeckt, aber alle haben erfahren, dass jeder seinen eigenen Weg entdecken muss. Für dieses Abenteuer hat die Natur jeden von uns hinreichend ausgestattet. Diese Gaben bündeln sich in der Begabung innerer Wahrnehmung.
Im Dunst des Milieus eigener Entwicklung geht vielen leider nach und nach der klare Blick nach innen verloren. Trotz getrübter Innensicht hält sich die Sehnsucht nach Selbstverwirk-lichung aufrecht. Dieser Beweggrund treibt die Suche nach dem rechten Weg an.
Eines Tages findet sich die Seele an einem Wegkreuz vor die Entscheidung gestellt. Diese Gabelung erscheint als Alternati-ve zwischen Kunst und Philosophie. Es ist die Wahl zwischen Glauben und Wissen. Da aber bei einem zwei-, drei- oder vierjährigen Kind Vernunft und Verstand noch nicht hinreichend entwickelt sind, entscheidet das Gefühl.
Kunst und Philosophie unterscheiden sich nicht durch das innere Formen, sondern wesentlich durch das Gestalten. Während Kunst vor allem durch physisches Gestalten Innen-bilder sichtbar werden lässt, gestaltet sich Philosophie vor al-em metaphysisch, also jenseits alles sinnlich Vernehmbaren.
Das anfängliche Bild entschwindet in zunehmend abstrakteren Modellen. Ästhetik verbündet sich mit Logik.

19
Mai
2020

Sichtbarmachen

„Ich sehe was, das Du nicht siehst“ ist ein Kinderspiel.

Eine Person, der Spieler, sieht sich im Raum um,
und sucht sich dabei einen Gegenstand aus.
Alle anderen Teilnehmer sind sie Rater.
Der Gegenstand wird auf einen Zettel geschrieben.
Dann sagt der Spieler:
"Ich sehe was, was du nicht siehst (was ihr nicht seht)
und das ist... "
und nun sollte die Farbe Folgen, die der ausgesuchte Gegenstand hat:
grün, gelb, rot, blau, etc.

Alle anderen dürfen nun raten, was der Spieler wohl meinen könnte.
Der Spieler sagt immer nur ja oder nein.
Sollte nach langer Zeit noch immer keiner auf die Lösung gekommen sein, kann der Spieler noch einen weiteren Tipp ge-ben.

„Ich sehe was, das du nicht siehst!“, sagt auch das Unbewusst-sein dem Bewusstsein. Es teilt das Gesehene durch die innere Stimme mit, auch wenn es nicht danach gefragt wird. Eine solche Mitteilung wird „Einfall“ genannt. Im einfachsten Fall handelt es sich bei einem Einfall um eine Erinnerung, weil ein Vorhaben in Vergessenheit zu geraten droht.

Aber das Unbewusstsein ist auch eine Quelle schöpferischer Einfälle. In diesem Fall besteht der Einfall aus einer schöpfe-rischen Idee. Handelt es sich zudem noch um eine neue Idee, dann dürfte das in den meisten Fällen ein Spielergebnis des Zufalls sein.

Der Zufall zeugt Ideen, indem er mit möglichen Möglichkeiten spielt. Verfügbare Inhalte des Gedächtnisses werden verglichen und geschmackvoll kombiniert.

Gefällt eine Kombination identischer, gleicher, ähnlicher oder gegensätzlicher Teile, dann gilt diese Kombination als wirkliche Möglichkeit.

Wird weitergespielt, dann drängen sich Beziehungen zwischen wirklichen Möglichkeiten als mögliche Wirklichkeiten auf, von denen im günstigsten Fall eine von ihnen als Idee einer Verwirklichung einfällt, und im Bewusstsein durch die Vernunft logisch organisiert und antizipiert wird.

18
Mai
2020

Unbewusstsein

Unvernünftig geht es im Unbewussten zu. Vernunft organisiert Bewusstsein als Moment des Bewusstwerdens. Das, was sich jedoch in diesem Augenblick offenbart, ist die Wahrheit des Unbewussten.

Es ist die Wahrheit der Unvernunft. Sie lässt Regeln und Gesetze der Natur hervorscheinen. In diesem Vorschein verbirgt sich das Geheimnis, wie Unvernunft Regeln und Gesetze eigentlich zu schaffen vermag. Und wie geht die Vernunft des Bewusstseins mit der Unvernunft des Unbewussten überhaupt um?

Dem durch die Bedingungen der Logik eingeschränkten Verstand bleibt das Verstehen dieses Paradoxons verwehrt. Aber das vernunftbegabte Lebewesen ist von Natur mit einer Kraft versehen, durch die dieses Geheimnisvolle zu entbergen vermag.

17
Mai
2020

Mutter des Ersten Gedankens

Die Mutter des Ersten Gedankens ist die Fantasie. Sie ist es also auch, die uns das Denken lehrt.

Die Fantasie übt den Beruf einer Hebamme aus. Sie verhilft Gedanken zur Geburt, indem sie diese aus dem Unbewussten befreit. Der Geburtsvorgang selbst heißt „Denken“.

Das Denken selbst wird bewusst als Bilderleben erfahren. Wer denkt, schaut sich innere Bilder an. Weil uns die Fantasie diese Bilder vorstellt, werden innere Bilder auch Vorstellungen genannt.

Wir erfahren unser Denken, indem wir erleben, welche Bilder in unserem Kopfkino gezeigt werden.

16
Mai
2020

Es gibt Dinge, die gibt es gar nicht

Dieser Spruch kommentiert, was wir nicht für möglich halten. Vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden behauptet der Philosoph Platon, dass wir nicht in einer realen, sondern virtuellen, von uns zurechtgelegten Welt leben. Etwa ein halbes Jahrtausend später wiederholt Joshua aus Nazareth eine durchaus vergleichbare Behauptung. Sowohl Platon als auch Joshua können sich aus unterschiedlichen Gründen nicht wirklich durchsetzen. Die aufgestellten Behauptungen erscheinen zu absurd. Es fehlt die Hilfe für den Zugang zu diesen behaupteten Welten.
Erscheinungen, welche gegen unsere Erwartungen verstoßen, nehmen wir entweder nicht wahr oder wir verdrängen diese Erscheinungen, um sie nicht wahrnehmen zu müssen.
Aus Vor-Sicht lehnen deshalb viele auch die Möglichkeiten eines Blicks hinter den Horizont des sinnlich vernehmbaren Daseins ab.
Ein Blick hinter den Horizont ist allein den inneren Augen möglich. Das setzt allerdings die Bereitschaft voraus, durch systematisches Üben denkend sehen zu lernen.
Dieser Aufwand erscheint vielen zu hoch.
Der Blick hinter den Horizont ist nicht mit tradierten Mitteln möglich, sondern bedarf vielmehr einer besonderen Meta-Physik, etwa in der Art wie jene, welche durch die Philosophie des Sokrates vorbereitet worden ist.
Was aber sehen wir, wenn wir einen Blick hinter den Horizont werfen? Wir nehmen eine Welt wahr, die – vorsichtig gesagt – sehr viel älter ist und länger währt als die sinnlich vernehmbare Welt, in der wir leben. Wir nehmen unsere Welt als ‚Einbildung’ eines fantasievollen Bewusstseins wahr. Wir nehmen wahr, dass wir keinen unmittelbaren Zugang zur Wirklichkeit haben können, weil sich zwischen Wahrnehmungen und dem Bewusstwerden von Wahrnehmungen unsere erfahrungsbe-dingten Interpretationen schieben.
Wir erleben nicht die Wirklichkeit, sondern wir erleben uns in einer von uns für uns zurechtgelegten Wirklichkeit. Das ist eine Feststellung, die den Philosophen René Descartes in tiefe Zweifel darüber geworfen hat, was dann für uns überhaupt noch gewiss sein kann.
Descartes befreite sich aus dem Zweifel, indem er feststellte, dass das, was von uns als verlässlich und gewiss gehalten werden darf, allein aus dem Bewusstwerden der eigenen Erfahrungen abgeleitet wird. So ist für ihn nur gewiss, dass er sich selbst als den an der Möglichkeit von Ge-wissheit Zweifelnden erfährt.
Man könnte meinen, dass der Rückzug auf die Verlässlichkeit eigener Erfahrungen eine Auseinandersetzung mit einer Welt außerhalb solcher Erfahrungen ausschließt. Aber das Gegenteil ist der Fall, denn die Welt außerhalb unserer Erfahrungen prägt unsere Erfahrungswelt maßgeblich bestimmend. Dieser starke Einfluss wird durch die Grammatik der Na-tur besonders deutlich.
Die Grammatik der Natur beschreibt das Regelwerk der Natur. Dieses Regelwerk existiert a priori (vor aller Erfahrung). Die Grammatik der Natur beschreibt infolgedessen etwas, das nicht mehr sinnlich erfahrbar oder empirisch überprüfbar ist. Alle Inhalte der natürlichen Grammatik sind axiomatischer Natur und als solche auch für jeden erfahrbar. Ein Axiom, das ist eine Aussage, die keines Beweises mehr bedarf, weil sie durch sich selbst einsichtig ist. Als Beispiel hierfür wird gewöhnlich der Satz der Identität angeführt. Der Satz der Identität lautet:

a = a

Der Satz der Identität besagt, dass eine als a wesentlich festgestellte Eigenschaft, also eine Eigenschaft als solche, sich immer gleichbleibt. „Gleich“ ist eine unveränderliche Eigenschaft. „Gleich“ ist immer „gleich“, gleich gültig, in welchem Zusammenhang auch immer von „gleich“ gesprochen wird.
Die Grammatik der Natur ist das denkbar merkwürdigste Phänomen, gelangt dadurch doch eine Welt zum Vorschein. die sich von sich her unserem unmittelbaren Zugriff entzieht. Obwohl wir ganz genau wissen, dass diese Welt existiert und wir uns dessen ganz sicher, also gewiss sind, können wir deren Existenz nicht beweisen. Aber diese Welt zeigt sich allen, die dafür offen sind. Die Wahrheit dieser Welt lässt sich allein rein intuitiv schauen und erfahren.

15
Mai
2020

Totzeit – Augenblick der Angst

„Totzeit“ ist der Name für den Sprung von einem systemischen Zustand in einen anderen wie beispielweise der Sprung aus der physischen (körperlichen) in die metaphysische (unkörperliche) Welt. Zu einem Sprung dieser Art gehört auch der Tod.
Weil Philosophie Sterben denkt, gilt sie seit jeher als Übung im Sterben. Die vorliegende Neufassung des Buches „Totzeit“ beschäftigt sich als ‚Philosophie des Todes“ vor allem mit dem, was während des Sterbens vor sich geht.
„Totzeit“ ist aber auch der Name für den Sprung vom Wissen in Glauben. Denken, welches diesen Sprung zu tun beabsichtigt, muss sich vergegenwärtigen, dass es sich bei „Wissen“ und „Glauben“ um gegensätzliche, unversöhnliche Arten und Weisen zu denken handelt.
Wissen strebt nach Richtigkeit, Glauben nach Wahrheit „Was ist Wahrheit?“ eine etwas spöttische Frage! Pilatus, der sie stellte, geht weg, ohne eine Antwort abzuwarten. Er weiß: Es gibt keine wahre und richtige Antwort! Ansichten sowohl von Wahrheit als auch von Richtigkeit verändern sich mit der Zeit.
Jeder muss die Alternative zwischen Wahrheit und Glauben für sich selbst entscheiden und auflösen.
‚Wahrheit’ der Wissenschaft ist die Richtigkeit der Übereinstimmung einer Aussage mit der ihrem Inhalt entsprechenden, empirisch überprüfbaren ‚Wirklichkeit’.
Wahrheit des Glaubens ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der ihrem Inhalt entsprechenden, persönlich bzw. subjektiv oder intersubjektiv überprüfbaren Eingebung.
Aus Eingebungen erwachsen je nach Begabung und/oder Intelligenz wissenschaftliche und/oder künstlerische Ideen.
Hier fällt die Entscheidung für eine vorwiegend künstlerische Auswertung der Eingebungen. Über den zureichenden Grund für diese Entscheidung bin ich auf Mutmaßungen angewiesen.
Ich nehme an, dass dies mit einer hasserfüllten Kindheit zu tun hat, über die nur eine lebhafte Fantasie hinwegrettete.
Das bedarf wohl einer wenigstens kurzen Erläuterung. Noch im zweiten Weltkrieg geboren und in Bombennächten immer wieder wegen Fliegeralarm urplötzlich aus dem Schlaf gerissen, wurde Angst zum frühen existentiellen Ratgeber. Neben kriegerischer Bedrohung prägen vor al-lem heftiger Streit und mütterliche Verwahrlosung die ersten drei Lebensjahre.
Irgendwie hat sich vermutlich wohl der Rückzug in das Schneckenhaus „Fantasie“ als Überlebensstrategie herauskristallisiert. Die Scheidung der Eltern muss ein so schreckliches Erlebnis gewesen sein, dass es zur lebensbedrohli–chen Situation wurde. Erinnerungen an den wirklich äußerst wohltuenden Aufenthalt unter dem Sauerstoffzelt im Krankenhaus künden von ersten beglückenden Gefühlen, schützte er doch wenigstens für kurze Zeit vor Misshandlungen.
Aber statt eines Endes des Schreckens warteten neue schreckliche Erlebnisse auf mich. Eine Haushälterin, die mich abgrundtief hasste und deshalb ständig schikanierte, übernahm die Versorgung des Haushalts.
So wurde das Sauerstoffzelt im Krankenhaus zum existentiellen Modell und verhalf zum Schutz in einer Fantasiewelt. Diese gestaltete sich wahrscheinlich aus der kindlichen Spielwelt heraus.
Eine wichtige Rolle spielte später die Entdeckung des Buches „Bomba, der Junge aus dem Urwald“ in der Jugendbücherei der Pfarrei. Das rein fantasiemäßige Nachspielen der schrecklichen Ereignisse mit gefährlichsten Menschen fressenden Kopfjägern ermöglichte heimliches Abreagieren hoher Aggressionen und frühkindlich erfahrener Misshandlungen.
Die Entdeckung von Billy Jenkins durch ein Westernheft wandelte die Dschungel- in eine Westernwelt, in welcher dieser Gesetzeshüter für längere Zeit nachgespielt wird .
Der Transfer der Wirklichkeit in Fantasiewelten funktionierte sehr facettenreich. Nicht verwunderlich, dass auch der aufgezwungene Gottesdienst fantasievoll abgearbeitet wird und zur Gründung einer eigenwilligen fantasievoll gestalteten religiösen Welt führt, in der sogar Begegnungen mit Gott stattfinden.
Die erste Begegnung findet am Sonntagabend, eine Woche nach Ostern statt. Die Fantasie führt spontan vor das große Tor einer mehrfach gesicherten Festung. Sie lenkt den Blick auf eine Gestalt im langen weißen Gewand.
Jesus wartet bereits. Während er auf den Besuch zugeht, öffnet sich wie von Geisterhand das schwere schmiedeeiserne Tor. Jesus empfängt sehr freundlich, ohne zu berühren. Jesus führt zu einem Bauwagen unmittelbar rechts hinter dem Tor. Große Verwunderung, dass Jesus in einem Bauwagen wohnt auch dorthin einlädt, um am Ent-stehen von fantasievoll geplanten Bauwerken mitzuwirken.
Tatsächlich findet die Fantasie in der realen Welt das Leben als eine einzige Baustelle vor. Überall vom Krieg zerstörte oder höchst bedenklich baufällige Häuser. Die Fan-tasie bewegt dort das Leben, das in den Häusern stattgefunden haben mag. Und dort, wo tatsächlich noch Leben stattfinden könnte, fehlen liebevolle Beziehungen. In zerstörten Familien existiert kein Zuhause.
So lässt sich leicht erahnen, dass es in der idealen Welt zuerst einmal darum geht, alles von Grund auf neu aufzubauen. Und Gott der Bauherr übrtlässt seiner Architektin, der Fantasie, die Gestaltung nach ihren Wünschen und Sehnsüchten. Und so entsteht in der idealen Welt das, was die Fantasie in der realen Welt niemals vorfindet und je-mals vorfinden könnte. So plant sie eine Art herrliches Schloss, natürlich für Gott, in dem sie ihn jederzeit besuchen kann. Dieses Schloss soll von einem wunderschönen Park umgeben sein. Alles wird durch einen tiefen, unüberwindbaren Burggraben umgeben sein. Der Weg durch das große schmiedeeiserne Tor, der den tiefen Graben durch eine Hängebrücke überwindet, soll der einzige Zugang bleiben. Das Schloss und der Park selbst liegen hoch oben auf dem Plateau eines Berges, tief verborgen inmitten eines unzugänglichen Gebirges. Das alles braucht na-türlich sehr viel Zeit und so kommt es zu sehr vielen Be-gegnungen – vorwiegend vor dem Einschlafen – zwischen dem Bauherrn und seiner Architektin.
Mag sein, dass diese virtuelle systemische Fantasiemodell bereits das spätere Interesse an der Wissenschaft vorberei-tet.
‚Wahrheit’ der Wissenschaft entbirgt sich durch Experimente.
Wahrheit des Glaubens entbirgt sich durch Intuition. Wahrheit des Glaubens lässt sich entweder philosophisch oder religiös betrachten. Während in der Philosophie Logik dominiert, ist es in der Religion die Intuition.
Wahrheit ist der Name für das Entbergen durch Intuition. Wahrheit ist kein Moment, sondern ein Prozess des Entbergens. Wahrheit ‚lebt’ von der Empfindung für sie. Wahrheit ist sehr viel flüchtiger als Wissen. Deshalb versuchen Religionen, sie durch Dogmen und Heiligsprechungen zu konservieren.
Wahrheit kann aber auch der Name für jenes Ahnen sein, welches Etwas als etwas Ideales erwartet.
Glauben, Hoffen oder Lieben schaffen Wahrheit als positive Utopie.
Als Phänomen lässt sich Liebe nicht wissen, sondern allein glauben. Liebe ist also immer nur wahr und niemals richtig.
Als vollkommene Bejahung des Intuitiven ist allein Liebe einzige Grundlage allen Glaubens. Ob ein Glaubensinhalt wahr ist oder nicht, entscheidet die Liebe zur entsprechenden Intuition.
Glaubensinhalte lassen sich wissenschaftlich nicht belegen. Sie sind abhängig von der Anzahl ihrer subjektiven Zustimmungen wahr, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

14
Mai
2020

Gottesteilchen – Unsterblichkeit

Das intuitive Phänomen Ón legt nahe, anzunehmen, dass durch den Tod die körperliche Struktur in eine entsprechende informative Struktur überführt wird und als solche - körperlich unabhängig – erhalten bleibt.

Verlässt die Seele den Körper als ihr zeitliches Haus, um in Ewigkeit überführt zu werden, dann existiert sie – raum- und zeitlos – nur noch rein geistig. Diese informative körperlose Verfassung beinhaltet alles das, was ehemals die reine Vorstellungs- oder Traumwelt ausmachte. Das bedeutet, in dieser Welt kann sich die Seele weiterhin gefühlt allgegenwärtig bewegen. Sie vermag alles in ihrer verwandelten ‚neuen‘ Vorstellungs- und Traumwelt zu ‚erleben‘. Vermutlich vermag sie auch in ihrer ursprünglichen Heimat rein geistig gegenwärtig sein.

13
Mai
2020

Blick in die Tiefen des Seins

Was als Wirklichkeit des Werdens hervorscheint, das gründet jeweils auf einer eigenen Biografie. Der Zufall erschafft es aus seinem Spiel mit möglichen Möglichkeiten. Aus dem Zusammenfallen günstiger Kombinationen überführt der Schöpfer Zufall diese in wirkliche Möglichkeiten. Diese wandeln sich über Äonen zu möglichen Wirklichkeiten, aus denen dann schließlich Wirklichkeiten als natürliche Erscheinungen werden.

Der eigentliche Schöpfungsakt vollzieht sich genau dann, wenn Energie informiert wird. Werdend wandelt sich in seiend: ὄν wird erzeugt. ὄν (ón) ist kein Teilchen, sondern ein energetisches Moment des Grundes, der Ursache, des Mittels, der Art und Weise, und zwar durch Eigenschaften, die sich erst zu Strukturen und dann zu Systemen verbünden.

Ón ist vor allem ein allein intuitiv erfahrbares Moment. Ón stellt die Bedingung der Möglichkeit einer schnittstellenhaften Totzeit der Information in Energie dar. Man könnte Ón deshalb auch gleichsam ein Gottesteilchen nennen. Die Schöpfung aus dem Nichts verdankt sich diesem informativen Maximum und energetischen Minimum.

12
Mai
2020

Innerer Spürsinn

Als Daimonion bezeichnet Sokrates in der Überlieferung von Platon und Xenophon eine innere (‚göttliche‘) Stimme, die ihn davon abhält, etwas Unrechtes zu tun. Das lässt sich als Stimme des Gewissens verstehen. „Gewissen“ beinhaltet die Gesamtheit der Werte und Normen, der Gebote und Verbote, der Regeln und Gesetze, der Kenntnisse und Erkenntnis aufgrund von Erfahrungen.

Der innere Spürsinn wird demnach durch Erziehung und Bildung geschult. Die Annahme eines natürlichen Vermögens, Geschehen kennen und erkennen zu können, veranlasste die frühen Denker der Abendländischen Geschichte, den Menschen aufgrund dieses Vermögens als „vernunftbegabtes Lebewesen“ zu bestimmen. Das Vermögen selbst nannten sie „Denken“. Dieses Vorgehen ist nachvollziehbar, denn es braucht Namen, um Erkennen markieren und fixieren zu können.

Summa summarum: Denken erscheint als innerer Spürsinn, gleichsam als natürlicher Instinkt. Neugier scheint in Lebewesen von Natur aus angelegt zu sein, um das, was in ihm und um es geschieht entdecken zu können.
Diese Annahme beruht auf Beobachtungen von Erfahrungen in entsprechenden Situationen. Das ist möglich, weil das Bewusstsein wie ein innerer Spiegel wirkt. Bewusstwerden geschieht zugleich als fortlaufend beobachtbares Spiegeln inneren Geschehens. Auch dieser Vorgang lässt sich wiederum beobachten, was dann dem gleichkommt, was u.a. unter Philosophieren verstanden wird.

Der maßgeblich bestimmende Beweggrund besteht weniger darin, philosophieren zu wollen, sondern vielmehr darin, zu ergründen, ob Bedingungen der Möglichkeit eines Seins jenseits allen Daseins existieren.

11
Mai
2020

Innerer Spürsinn

Als Daimonion bezeichnet Sokrates in der Überlieferung von Platon und Xenophon eine innere (‚göttliche‘) Stimme, die ihn davon abhält, etwas Unrechtes zu tun. Das lässt sich als Stimme des Gewissens verstehen. „Gewissen“ beinhaltet die Gesamtheit der Werte und Normen, der Gebote und Verbote, der Regeln und Gesetze, der Kenntnisse und Erkenntnis aufgrund von Erfahrungen.

Der innere Spürsinn wird demnach durch Erziehung und Bildung geschult. Die An-nahme eines natürlichen Vermögens, Geschehen kennen und erkennen zu können, veranlasste die frühen Denker der Abendländischen Geschichte, den Menschen aufgrund dieses Vermögens als „vernunftbegabtes Lebewesen“ zu bestimmen. Das Ver-mögen selbst nannten sie „Denken“. Dieses Vorgehen ist nachvollziehbar, denn es braucht Namen, um Erkennen markieren und fixieren zu können.

Denken erscheint als innerer Spürsinn, gleichsam als natürlicher Instinkt. Neugier scheint in Lebewesen von Natur aus angelegt zu sein, was in ihm und um es geschieht zu entdecken.
Diese Annahme beruht auf Beobachtungen von Erfahrungen in entsprechenden Situa-tionen. Das ist möglich, weil das Bewusstsein wie ein innerer Spiegel wirkt. Bewusst-werden geschieht zugleich als fortlaufend beobachtbares Spiegeln inneren Geschehens. Auch dieser Vorgang lässt sich wiederum beobachten, was dann dem gleichkommt, was u.a. unter Philosophieren verstanden wird.

Der maßgeblich bestimmende Beweggrund besteht weniger darin, philosophieren zu wollen, sondern vielmehr darin, zu ergründen, ob Bedingungen der Möglichkeit eines Seins jenseits allen Daseins existieren.

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Wolfgang F.A. Schmid

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