10
Mai
2020

Denken des Denkens

Denken vollzieht sich als inneres Sprechen. Gedanken werden durch innere Dialoge formuliert. Die innere Stimme beantwortet Fragen oder diktiert das, was gesagt oder geschrieben werden soll. Bisweilen verlautbaren sich einfache Selbstgespräche für ande-re hörbar.

Fragen stellen sich aus Neugier oder Interesse. Etwas wird entweder gesucht oder geklärt. Antworten sind entweder spontane oder erhoffte Eingebungen.

Hier geht es um eine Selbstauskunft des Denkens. Neugier will herausfinden, was das ist, das sich traditionell Denken nennt. Es soll herausgefunden werden, wer oder was sich eigentlich durch die innere Stimme mitteilt.

Durch Selbstbeobachtung lässt sich feststellen, dass die innere Stimme fortwährend inneres körperliches, seelisches oder geistiges Geschehen kommentiert.

Der Name für die innere Erlebniswelt ist „Selbst“. Das Selbst vermittelt Informationen über das Ich. Der innere Dialog vollzieht sich als Ich-Selbst-Zwiegespräch. Nimmt sich das Ich im Selbst-Spiegel wahr, um sich betrachten und beobachten zu können?

Die gestellte Frage ergibt sich aus der angenommenen, aber nicht belegbaren Unter-scheidung von „Ich“ und „Selbst“. Das ist zwar ein einleuchtendes, aber kein über-prüfbares Modell.

Es lässt sich lediglich ein innerer Wahrnehmungssinn beobachten, der aufspürt, was körperlich, seelisch und geistig geschieht, und dieses Geschehen unmittelbar als innere Stimme ‚verlautbart‘. Wenn dem aber so ist, dann stellt sich Denken eher als Aktivität dieses inneren Spürsinns und weniger als Dialog zwischen „Ich“ und „Selbst“ dar.

9
Mai
2020

Denken (upgrade)

Als Bilderleben geschieht Denken sowohl willkürlich und ungeordnet als auch willent-lich und geordnet. Die Entscheidung darüber geschieht emotional. Nicht der Verstand trifft diese Entscheidung, sondern das Gefühl.

Bilderleben vollzieht sich, sobald es willentlich geschieht, zweifach, nämlich als Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben des Verstandes. Das Bild-Erleben stellt eine mo-mentane Auswahl des Bilderlebens dar. Der Verstand setzt sich mit dem auseinander, was ihm die Fantasie vorgibt.

Das vermag verwundern, denn das, was wahrgenommen wird, erscheint uns als zutref-fend und keineswegs als Fantasie. Dieser Sachverhalt wird klar, wenn man sich Täu-schungen bewusst macht. So werden beispielsweise bei Übermüdungen Ereignisse wahrgenommen, die überhaupt nicht stattfinden.

Vexierbilder oder auch Vorstellungen, die wir uns von Menschen machen, verdeutli-chen die Rolle der Fantasie.


Als Bilderleben lässt sich Denken insgesamt als Bild-Erlebeben geistig wahrnehmen, betrachten. beobachten und beschreiben, sobald das emotional entschieden wird. Auf Grund dieser Entscheidung repräsentiert sich Bilderleben mittelbar durch Worte.

Als Stellvertreter ihrer Bilder beschleunigen Worte gedankliches Umgehen. Der Haupt-grund hierfür ergibt sich jedoch aus der Tatsache, dass sich innere Bilder allein wörtlich mitteilen lassen.

Erkundigt man sich aber, welches Bild, das Wort „Denken“ erzeugt, dann werden die meisten antworten, dass sie kein Bild vom Denken haben. Auf Nachfrage neigen sie dazu, zu sagen, dass sie Bilder im Kopf haben, wenn sie denken. Aber das genaue Bild zum Wort „Denken“ können sie nicht beschreiben.

Das liegt wohl vor allem daran, dass Denken zwar Bilder in Worte übersetzt und um-gekehrt Worte in Bilder, sich selbst aber einer unmittelbaren Anschauung entzieht.

6
Mai
2020

...

Das Ich nennt diesen Vorgang voller Stolz „Weisheit“. Als Freunde der Weisheit teilen Philosophierende mit, was das Ich schaut, sobald das Selbst sieht. Sie nennen diesen Vorgang seit jeher Denken. Das tun sie, ohne wirklich genau zu beschreiben, was sie eigentlich tun, wenn sie denken. „Denken“ erweist sich nach wie vor gleichsam als geheimnisvolle, hoch schöpferische Kraft, die wie selbstverständlich genutzt wird.
Niemand weiß so recht zu sagen, was da eigentlich in seinem Kopf geschieht, wenn er denkt. „Ich male innere Bilder, sobald ich denke!“, sagt das Ich über das, was es selbst schaut. „Diese gemalten Innenbilder sind meine Vorstellungen von dem, was in mir vorgeht“, fährt das Ich fort. In seinem Bewusstsein spiegelt sich Denken als Bilderleben wider.
„Vernunft“ wird als das erfahren, was das Bewusstsein als Moment des Bewusstwerdens kommentiert. Vernunft bringt nicht nur zur Sprache, was als Bewusstsein geschieht, sondern verrät zugleich auch, was sich daraus machen lässt.
Unterwegs zu Denken weist sie uns auf den Gedanken hin als Moment des Denkens.
Sie strukturiert den Gedanken, damit wir ihn trennscharf genug zu erfassen vermögen.

5
Mai
2020

Philosophieren

Das Ich ernährt sich von dem, was vom Bewusstsein angeboten wird. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Angeboten wird Denken genannt.
„Bewusstsein“ ist ein innerer Spiegel, in dem sich das Ich betrachtet. Das, was es da schaut, nennt es „Selbst“. Wenn es erzählt, was es da beobachtet, nennt es die Art und Weise, wie es dieses zur Sprache bringt, „Philosophieren“.

4
Mai
2020

. . .

Jetzt werden wir eingelassen. Wir betreten die Eingangshalle. Wir brauchen nichts zu bezahlen, weil wir eingeladen worden sind. Wir durchqueren den Raum und gehen auf den Eingang der ersten Eingangshalle zu. Über dem Eingang ist auf einem Schild in schönen Buchstaben zu lesen: Halle des Lebenssinns...

Wir betreten diese Halle und finden darin lauter Kunstwerke, die sich mit dem Sinn des Lebens beschäftigen. Da werden die körperlichen Bedürfnisse wie Schlaf, Hunger, Durst, Sexualtrieb dargestellt und ebenso die seelischen Bedürfnisse wie Freundschaft, Liebe, Glück, Erfolg oder die geistigen Bedürfnisse wie Ideale, Ideenreichtum, Werte...

3
Mai
2020

...

Das Ich versteht nicht, was die Aussage der inneren Stimme bedeutet.

Noch ehe es nachfragen kann, hat sich der lichte Raum aufgelöst und das Ich findet sich wieder als Spielfigur auf dem Markt der Eitelkeiten. Die Lust sorgt sich „Geht es Dir schlecht, weil du so abwesend warst?“

Jetzt erst wird dem Ich klar, dass das, was es denkt, tatsächlich geschieht. Aber es will nicht erzählen, was es erlebt hat, vermutend, dass es sich letztlich doch nur um Fantasien handelt.

2
Mai
2020

. . .

„Als deine Natur existiere ich vor all deinen Erfahrungen. Ich bin gleichsam dein A priori und für dich verantwortlich!“ Das Ich erinnert sich an seine Kindheit: „Bist du mein Schutzgeist oder so etwas wie mein Schutzengel?“ Das Ich hört so etwas wie ein freundliches Lachen und: „Nein, nein, damit habe ich nichts zu tun. Die Menschen haben das erfunden, als sie nicht mehr zurechtkamen. Das, was ich bin, kannst du vielmehr ‚Liebe‘ nennen. Ich habe keine Form und bin ohne Gestalt. Du kannst mich aber als Kraft spüren!“

„So wie jetzt?“ – „Ja, genau, so wie jetzt!“ – „Und was habe ich nun davon, bin ich doch auf der Suche nach dem Selbst?!“

„Da, was dir in Wahrheit fehlt, ist die Selbstliebe, denn nur, wer sich selbst zu lieben vermag, kann sich so nehmen, wie er ist! Niemand, der sich wirklich liebt, sucht noch nach einem Selbst!“
Das Ich erkennt nun den Grund seiner Suche. Es ist die erfahrene Lieblosigkeit. Dennoch fragt es sich, was genau ihm eigentlich zu dieser Einsicht verholfen hat. Ganz offensichtlich leuchtet ihm das alle noch nicht so ganz ein. Dieses Zweifeln teilt sich der Liebe mit. Da veranlasst sie, zu versuchen, dem Ich noch mehr zu erklären: „Du verstehst also nicht, warum sich Dir Liebe auf diese Weise mitteilen kann!“ – „Genau!“

„Das liegt ganz einfach an einem Missverständnis. Du meinst nämliche Worte zu hören, die in Wahrheit sprachlos sind. Es handelt sich nämlich um reine Intuitionen. Solche Eingebungen teilen sich nämlich wortlos mit. Da, was du zu hören meinst, sind allein sprachlich gestaltete Ideen, da du ansonsten nichts verstehen könntest. Jedes Ich kann sich nämlich allein sprachlich begreifen! Liebe stellt deshalb wortlose intuitiv sprechende Verbindungen her!“

„Und mit wem bin ich verbunden?“, will das Ich wissen.
„Natürlich mit einem liebenden Wesen!“, antwortet die Liebe. „Und warum kann ich dieses Wesen nicht sehen?“
„Weil es außer Haus ist!“ – „Wohin ist es gegangen?“ – „Es ist heimgegangen in den leeren Himmel!“, antwortet die Liebe ernst. Das Ich weiß mit einem leeren Himmel nichts anzufangen und bittet die Liebe, zu erläutern, was das bedeutet. Die Liebe will vom Ich wissen, ob seine Frage nach dem Himmel religiöser Art ist, ob es Himmel als Ort Gottes versteht oder als den sichtbaren Raum über der Erde.

Das Ich gesteht, dass es zwar die religiöse Bedeutung des Himmels meint, aber dennoch nicht wirklich daran glaubt. Die Liebe versteht nicht, weshalb sie dann überhaupt beantworten soll. Das Ich korrigiert sich und konkretisiert, dass es zwar an eine Art Existenz außerhalb der körperlichen Abhängigkeit, aber es vermag dem religiösen Gottesbild nicht ...

1
Mai
2020

. . .

Wer fraglos ist, bewegt sich nicht mehr. Sein Stillstand beruht auf Interesselosigkeit. Nichts reizt, das noch motivieren könnte. Weil es aber dem Ich an Selbstwertgefühl mangelt, erkundigt es sich beiden Fragen nach dem Weg, auf dem es sein Selbst zurückgewinnen kann. Es trifft zunächst auf die Merkmal-Frage Welche, die das Ich auffordert, über seine Eigenheiten nachzudenken. Sobald es seine wichtigsten Eigenschaften erkannt habe, könne ihr sehr wahrscheinlich die Was-Frage weiterhelfen. „Sich selbst zu kennen sei nämlich wichtig für das Lebensglück, aber auch für Erfolg und Beziehungen. Du kennst deine eigenen Stärken und kannst sie gezielt einbringen und auch noch fördern. Du bist dir deiner besonderen Talente und Möglichkeiten bewusst und trittst dadurch selbstbewusster auf!!“ Obgleich sich das für das Ich recht schulmeisterlich anhört, begibt es sich auf den Weg zur Was-Frage.

Allerdings muss sich das Ich verirrt haben, denn es vermag das Was nirgendwo anzutreffen. Als es viel zu lange umhergeirrt war, fragt es die Wo-Frage nach dem Ort des Was. Der Raum lächelt und sagt: „Das Was kannst du in unserer Wirklichkeit nirgendwo finden!“ Das Ich verärgert: „Das kann nicht sein, denn die Welche-Frage hat mich doch auf diesen Weg zur Was-Frage geschickt!“ „Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen, denn ich bin nur für Räume zuständig. Also hier existiert kein Was. Um es finden zu können, musst du wohl schon den Raum verlassen!“ „Aber wie soll ich das denn anstellen?“, klagt das Ich der Wo-Frage.

Wo erbarmt sich: „Dann versuche es doch vielleicht bei der Wie-Frage. Sie kennt sich nämlich mit Wegen ganz besonders gut aus!“ Das Ich bedankt sich und schlägt den Weg zur Wie-Frage ein.

„Ich suche die Was-Frage!“ – „Was willst du von ihr wissen?“, erkundigt sich die Wie-Frage. – „Ich bin auf der Suche nach dem Selbst!“ – „Du meinst, du bist auf der Suche nach dem Sein, also nach dem, was dich als solches ausmacht. Du suchst also nach deinem Wesen?“ Das Ich leicht verwirrt: „Ich nehme an, das wird es wohl sein, wenn das auch „Selbst“ genannt werden kann!“

„Selbst meint das Sein der individuellen Existenz. Sein im Sinne von Wesen bedeutet aber die allgemeine Bestimmung von etwas.“
„Das verstehe ich nicht!“
„Pass‘ auf: Das Wesen des Menschen wird dadurch bestimmt, dass er sich als vernunftbegabtes Lebewesen vor allen anderen Lebewesen auszeichnet. „Selbst“ aber meint die Art und Weise, wie das einzelne Wesen seine Vernunft gebraucht! So kann das Selbst eines einzelnen Wesens Unvernunft sein, obgleich Vernunft sein Sein ausmacht!“

„Ich verstehe, also bin ich auf der Suche nach dem Selbst?“ will das Ich wissen. „Ich halte das für wahrscheinlich!“, mutmaßt Wie und fügt hinzu, dass sie dabei leider nicht helfen kann.

„Jetzt bin ich so klug wie zuvor!“, sinniert das Ich und überlegt, woher es nun auf Hilfe hoffen darf.

Während Ich niedergeschlagen zu werden droht, erhellt sich plötzlich seine Umgebung golden warm, und das Ich fühlt sich unmittelbar geborgen. Eine zarte Stimme flüstert ihm zu: „Kräme dich doch nicht, denn nur, wer sucht, der findet. Du aber warst unentwegt und unverzagt auf der Suche, und nun hast du gefunden, wonach du unentwegt gesucht hast!“

„Wer oder was bist du?“, fragt das Ich ängstlich. Die Stimme aus dem Licht gibt sich zu erkennen: Ich bin Du. Ich bin jene Einsicht, welche in den Tiefen deines Inneren wohnt!“
Dann fährt sie fort: „Allzu lange hat du mich geleugnet und verleugnet, weil du mich nicht wahrhaben wolltest. Ich deine Natur, die dir körperliches, seelisches und geistiges Leben gewährt!“

30
Apr
2020

. . .

„Selbstlos vermag niemand zu denken. Der Verstand braucht Bedürfnisse, um sich bewegen zu können. Denken ohne Motiv ist unmöglich!“, erläutert die Stimme. „Aber ich habe doch ein Motiv, denn ich suche das Selbst“, jammert das Ich.

„Selbstfindung ist ein Irrtum! Kein Ich erlaubt sich, sich selbst zu entdecken. Jedes Ich verweigert die Offenbarung seiner intimen Geheimnisse. Jedes Ich, das nicht mehr an sich denkt, ist von seinem Egoismus befreit. Selbst los vermag es sich erst zu gestalten. Sei also glücklich, weil es dir aus irgendeinem Grund geglückt ist, dich aus der Selbstfesselung zu befreien!“

Weil das Ich jedoch dieses Glück nicht erfährt, beginnt es, an eine Selbsttäuschung zu glauben. Aber dennoch sinnt es dem nach, was es durch die Stimme erfahren hat. In diesem Augenblick kommt es wieder zur Besinnung. Lust und Willen stellen hoch erfreut fest: „Wir sind froh, dass du aus deiner Ohnmacht erwacht und wieder zurück bist!“

Das Ich erstaunt: „Ich war ohnmächtig? Aber weshalb?“ Die beiden führen das auf eine Vergiftung zurück, vor der doch gewarnt wurde. Sie wollen deshalb vom Ich wis-sen, mit wem oder was es zuletzt zu tun hatte. „Es war der Streit der Fragen.“, erinnert sich das Ich. „Weißt du denn nicht, wie gefährlich es werden kann zu fragen. Fragen sind giftig, weil sie Sicherheiten zerstören können. Wahrscheinlich hat dich eine der existentiellen Fragen erwischt und deine Ohnmacht bewirkt!“

Diese Vermutung veranlasst das Ich, zu den strittigen Fragen zurückzukehren.

29
Apr
2020

. . .

Erschrocken will das Ich wieder gehen, da kommt eine freundliche Praxishelferin auf es zu und fragt: „Bist du schon so weit?“ Da das Ich offensichtlich nicht versteht, was damit gemeint ist, erklärt sie: „Ich meine, ob du endlich gemerkt hast, dass du ohne Selbst überhaupt nicht existierst!“ „Aber ich bin doch!“ Die Praxishelferin lacht schallend, zeigt ihr das Bewusstsein und fragt energisch: „Schau doch in diesen Spiegel! Was siehst du denn da?“ „Nichts!“, sagt das Ich erschrocken.
„Siehst du, genau das bist du, nämlich nichts!“ Weil die Praxishelferin erkennt, dass sie das Ich so weit hat, fordert sie das Ich auf, ihr zu folgen.

Zu seiner Überraschung findet sich das Ich plötzlich in einem sehr hellen Licht durchfluteten Raum vor und vernimmt eine Stimme: „Du bist bei mir angekommen, weil du alles losgelassen hast, denn du hast dein Selbst aufgegeben! Das geschieht mit allen, die sich auf dem Markt der Eitelkeiten versuchen!“

„Wer bist du?“, will das Ich wissen. „Ich bin die, die ich bin. Ich bin deine allgemeine Seele!“ Das Ich versteht nicht, was das bedeutet. Die Stimme fährt fort: „Deine Seele erfährst du nur dann, wenn du alles Körperliche und Geistige aufgegeben hast. Sie offenbart sich dir erst, wenn Du weder Bedürfnisse verspürst noch Gedanken erfährst!“

„Wo ist mein Selbst?“, klagt das Ich. „Du hast es gewonnen, als du aufhörtest, dich selbst zu bespiegeln!“ Das Ich versteht den Sinn dieser Aussage nicht, denn auf welche Art und Weise kann ein Verlust zugleich Gewinn sein? Das Ich befürchtet, außer dem Selbst auch den Verstand verloren zu haben.

28
Apr
2020

. . .

Das Ich hat bei der Organisation der Selbstheilungskräfte um einen Termin gebeten. Aufgeregt hält es sich im Warteraum auf und wartet, bis es an der Reihe ist. Es will die Wartezeit nutzen, um noch Näheres über diese Organisation zu erfahren. Die Adresse hatte es ja nur auf dem Fundamt erfahren, als sie dort war, um sich zu erkundigen, ob sein Selbst abgegeben worden ist. Aber dort wurde ihm nur gesagt: „Gehe zur OdSHK ! Dort kann man die sicher weiterhelfen!“

„Bist du Patient hier?“, fragt das Ich seinen Nachbarn. „Nein, ich bin kein Patient. Ich bin Proband! Es gibt hier keine Patienten!“ „Und was ist ein Proband?“, will das Ich wissen. Aber der Nachbar erklärt: „Das willst du lieber nicht wissen, ich sehe ja, dass du dein Selbst verloren hast!“

„Probanden sind auf Bewährung freigelassene“ erklärt die Nachbarin zur Linken. „Was hast du angestellt?“, will das Ich wissen. „Nichts!“, antwortet diese und ergänzt: „Ich bin Suchthelferin! Ich verhelfe Schwächlingen zur Sucht und mache sie krank! Wie ich sehe, könnte ich dir auch helfen, denn schließlich hast du ein Selbst verloren! Sucht vermag dir dein Selbst zwar nicht zurückgeben, aber sie schenkt dir den Glauben, dass du es wiederhast.“

27
Apr
2020

. . .

Urplötzlich ertönt jetzt ein schriller Alarm und durch Lautsprecher erfährt man, dass die Intelligenz ausgelöscht worden sei, und es wird dringendst davor gewarnt, die Ein-käufe fortzusetzen. Zudem wird empfohlen, von den Besorgungen keinerlei Gebrauch zu machen.
Das Ich möchte jetzt natürlich seine Rolle wieder loswerden. Es kann nicht erkennen, wie es das Spiel jetzt noch beherrschen können soll. Ohne Intelligenz erscheint ihm das aussichtslos. Und jetzt muss es zu allem Schrecken auch noch feststellen. dass es das Selbst verloren hat.

26
Apr
2020

. . .

Schließlich macht sich das Ich ohne festen Plan selbstzufrieden auf den Weg zum Markt. Es möchte sich von dem überraschen lassen, was es dort vorfinden wird. Be-reits in der Ferne entdeckt es eine aufgeregt diskutierende Menge. Als es näherkommt, kann es beobachten, dass es Fragen sind, die versuchen, sich auf eine Strategie zu eini-gen. „Was sucht ihr denn?“, will das Ich wissen. „Wir haben das Wesentliche verloren!“, jammern sie. Die Was-Frage aber protestiert: „Ihr könnt nicht verlieren, was gar nicht existiert!“ Die Zweckfrage Wofür widerspricht: „Als wesentlich gilt, was der Existenz Sinn schenkt!“.
„Was ist dein Grund dafür, dass du einen Zweck brauchst?“, will die Was-Frage wissen. „Ich muss mich orientieren können!“, antwortet Wofür. „Jetzt verstehe ich: mit Wesen ist nicht das Sein des Seienden gemeint, sondern eine Definition aufgrund charakteristi-scher Merkmale!“, stellt Was klar. „Ihr sucht also nach jenen charakteristischen Merk-malen, welche den Sinn des Daseins ausmachen?“, fragt Was nach. Alle Fragen bejahen diese Was-Frage.
Die Grundfrage Weshalb schlägt vor, als existentiellen Grund doch das Gewissen anzuerkennen. Alle Fragen fordern nun die Grund-Frage auf, doch genau zu bestimmen, was sie unter Gewissen versteht. „Gewissen gründet auf allgemein anerkannten Werten wie Gerechtigkeit, Freiheit, Toleranz, Gesundheit, … und Normen, Regeln und Ge-setzen, Geboten und Verboten, Verträgen und Vorschriften!“ Und sie setzt fort: “Wenn sich Verhalten gewissenhaft vollzieht, dann genügt es dem Sinn des Daseins!“ Die Umstandsfrage-Wobei betont: „Vorausgesetzt, alle richten sich danach!“

25
Apr
2020

. . .

Die erste Szene des aktuellen Films zeigt vertraut Gewöhnliches. Das Besondere der Projektion ist die Aufforderung, selbst eine Rolle zu spielen. „Bewusstsein“ erscheint nun als ein virtueller Markt der Eitelkeiten. Dort treffen sich alle Ideen, die etwas von sich halten. Da dieser Markt jeden Tag stattfindet, werden Markttage auch Alltage genannt. Jahrmärkte unterscheiden sich sehr, was ihre Ordnung angeht. Ob es ordentlich oder chaotisch zugeht, das liegt in der Verantwortung der Marktaufsicht, die meistens der Verstand, insofern überhaupt vorhanden, innehat. Ohne Verstand werden Märkte meistens von Trieben terrorisiert oder zumindest von Bedürfnissen manipuliert.

Angesichts seines schwächelnden Selbstbewusstseins entscheidet sich das Ich für die Rolle des Einkaufens. Unmittelbar darauf sieht es sich bei den Vorbereitungen für den Einkauf, nämlich bei der Absicht, auf den Markt zu gehen, um sich mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Bevor es sich auf den Weg macht, betrachtet es sich im Spiegel „Bewusstsein“, um sich zu vergegenwärtigen, was das Selbst gerade braucht. Solche Selbstspiegelungen werden unter Insidern Reflexionen genannt. In den meisten Fällen handelt es sich um Narzissmus, auch wenn sich das kaum ein Ich eingesteht.

Seit 16 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Wolfgang F.A. Schmid

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