9
Apr
2020

E i n b i l d u n g

„Einbildung“ ist gleichsam eine vorwiegend spielerisch gedankliche Fantasie.
Einbildung erweist sich als hilfreich, wenn eine vorgegebene Form gestaltet werden muss, um sie verstehen zu können:
Gedanke = Wort <=> Bild

Was gestaltet sich wie angesichts dieser Form? Welche Bilder erzeugen wel-che Vorstellungen? Um diese Fragen beantworten zu können, braucht es Fan-tasie!
Aber die Vernunft verdeutlicht „Gedanke = Wort <=> Bild“ gleichsam als Verstandesbild“. Form wird durch ihren symbolischen Ausdruck zur Gestalt.
Form = Gestalt = Verstandesbild


Die Idealform eines Verstandesbildes ist die Formel. Jene Wissenschaft, welche Verstandsbilder am zutreffendsten gestaltet, ist die Mathematik. Deshalb steht zu Beginn der Geschichte Abendländischen Denkens Mathematik für „Kunst und Technik des Lernens“. Mathematik erweist sich demnach vornehmlich als Verstandesbildung.

6
Apr
2020

F a n t a s i e

Die Vorstellungskraft malt Bilder, die es noch nicht gibt.

Das Bilder-Leben der Fantasie entsteht spielerisch, zufällig. Solche Bilder werden gewöhnlich intuitiv bewusst.

Fantasien weisen verschiedene Bildungsphasen auf:

— Mögliche Möglichkeiten

— Wirkliche Möglichkeiten

— Mögliche Wirklichkeiten

— Wirkliche Wirklichkeiten

_______________________

— Von Geburt an können alle alles werden. — Erziehung und Bildung definieren die Ausbildung — Abschlüsse,
— Einstellungschance
— Disziplin und Fleiß bestimmen den beruflichen Erfolg

Fantasien gestalten Träume, Tagträume, Illusionen... Fantasievolle Gedanken erleichtern Dasein gewöhnlich.

Fantasien gestalten Wahrnehmungen individuell vorbewusst subjektfreundlich derart, dass es Schönfärben gleichkommt. Da dies vorbewusst geschieht, bemerkt das Subjekt nicht, dass seine Wahrnehmungen für es zurechtgemacht sind.
Dieser Sachverhalt verdeutlicht den illusionären Charakter von Gedanken.

5
Apr
2020

G e d a n k e

Ein „GEDANKE“ beinhaltet eine versprachlichte, klare Vorstellung von einem Ablauf.

Ein Gedanke, der sich selbst zum Gegenstand wird, beinhaltet dementsprechend eine klare Vorstellung von sich als ein Moment des Denkens. Diesem inneren Bewegungsmoment begegnet man zunächst entweder sprachlich und/oder bildlich. Man denkt zunächst an Blume und vergegenwärtigt dann ein Bild zu diesem Wort. Wörter wirken gleichsam wie ‚Bilderrahmen‘.

Was aber geschieht während des Erfassens der letzten drei Sätze? Man versteht sie, obgleich klare Bilder fehlen. Das trifft jedoch nicht ganz zu, denn verschaffen uns ja Vorstellungen von dem, was sie besagen. Aber diese Vorstellungen sind so vage, dass wir auch nur in etwa oder überaus umständlich zu beschreiben vermögen, was geschieht. Unter Zuhilfenahme von Symbolen fällt das schon leichter:

Gedanke = Wort <=> Bild

Jetzt fällt es leicht, diesen Gedanken zu formulieren: „Ein Gedanke ist eine wechselseitige Wort-Bild-Zuordnung“ Jedoch empfindet man diese Vereinfachung als Verlust. Man spürt, dass das eigentlich Gesagte nicht wiedergegeben wird.

Der Vorteil solcher verkürzenden Vereinfachung zeigt sich jedoch im Vorschein des Kern-Gedankens. Die Redundanz hat offensichtlich nur moderierende Funktion. Im Blick auf das Denken aber erscheint solche Weitschweifigkeit wenig hilfreich.

Folgendes Beispiel kristallisiert den Gedanken als Moment des Denkens schärfer heraus:

„Das kleine Mädchen pflückt Frühlingsblumen.“ ist ein Gedanke. Dagegen handelt es bei „Veilchen sind die Lieblingsblumen des kleinen Mädchens.“ um keinen Gedanken.

„Ein Quadrat ist ein Rechteck mit vier gleich langen Seiten.“ ist kein Gedanke; „Fläche eines Quadrats = Seite mal Seite.“ dagegen schon.

Ein Gedanke ist erst dann gegeben, wenn man Bewegung bzw. Vorhaben antizipieren kann!

4
Apr
2020

Ergänzungen zum Gedankenlabor

Um sich Zutritt zu einem Gedankenlabor zu verschaffen, muss man erst einmal durch das Gedränge der Eindrücke eines Alltags hindurch. Und sogleich stellt sich heraus, dass man viel Geduld mitbringen muss.

Das Gedränge vor dem Gedankenlabor ist sehr groß. Solange man nämlich noch mit all seinen vielen alltäglichen Wahrnehmungen beschäftigt ist, wird einem der Zugang verwehrt. Man versteht schnell, dass der Zutritt mit Loslassen zu tun hat.

Das bedeutet Befreiung von noch so interessanten Beschäftigungen und das Loslösen von sich hartnäckig aufdrängenden Bedürfnissen oder anzüglichen Trieben.

Hat man das geschafft und kommt endlich zur Ruhe, dann befindet man sich bereits in den beruhigten Bereichen der Betrachtungen. Das Gedränge äußerer und innerer Wahrnehmungen lässt spürbar nach, so dass man sogar Zeit findet, sich mit einzelnen Wahrnehmungen genauer zu beschäftigen. Auf diese Weise entdeckt man wahrscheinlich andere Zusammenhänge und begreift andere Möglichkeiten sich damit zu befassen.

Indem man sich darauf einlässt, hat man fast unbemerkt den Eingang zum Gedankenlabor erreicht. Durch die Drehtür eines Grundmotivs gelangt man dort hinein. Ohne auf der Suche zu sein, gibt es keine Chance hineinzugelangen.

Das Gesagte verdeutlicht die Notwendigkeit von Ruhe und Gelassenheit, die ein Besuch im Gedankenlabor voraussetzt. Es handelt sich schließlich um keine gewöhnliche Angelegenheit. Wer setzt sich schon - Philosophen ausgenommen - mit dem eigenen Denken auseinander! Und vor allem wozu soll das gut sein?

„Ich denke, also bin ich!“ Diese Aussage des Philosophen Descartes bringt es auf den Punkt. Denkend gestaltet sich Dasein! Wer also einen Blick in den Grund seiner Existenz wagen will, sollte einen Besuch im Gedankenlabor erwägen.

Um sich diesen Besuch leisten zu können, braucht man (s)eine Leitfrage, (s)ein Motiv, das den Weg durch das Reflexionsfeld „Bewusstsein“ markiert.

2
Apr
2020

Initiation

Jede Ursache verweist auf einen Grund als Bedingung ihrer Möglichkeit. So besteht der Grund für die Entdeckung der Wissenschaft in einer intensiven Suche nach Sicherheit.

Die Ungerechtigkeit griechischer Götter sorgt für den Untergang der mythischen Welt.
Das Bewusstsein von der Ungerechtigkeit der Götter lässt den Philosophen Sokrates die Frage nach dem stellen, was Gerechtigkeit eigentlich auszeichnet.

Nach Aristoteles ist Sokrates der erste, der nicht nur danach fragt, woraus etwas geworden ist, sondern danach, was es ist (τί ἐστι).

Ziel des Sokratischen Fragens ist eine allgemein gültige, unbezweifelbare Definition (ὁρισμός), die er in Gesprächen mit seinen Gesprächspartnern entdecken will. Dabei gibt sich Sokrates nicht mit einzelnen Fällen oder Beispielen einer Sache zufrieden. So fragt er nicht nach Beispielen gerechten Handelns, sondern möchte wissen, was die Gerechtigkeit selbst ist. Er fordert seine Gesprächspartner auf, das Allgemeine (καθόλου, wörtlich: hinsichtlich des Ganzen) aus dem Einzelnen (ἕκαστον) herauszuarbeiten.
Das ist das, was bei aller Mannigfaltigkeit der Einzelfälle immer identisch bleibt.

Aristoteles erklärt :
„Zweierlei ist es, was man mit Recht dem Sokrates zuschreiben kann: die Induktionsbeweise und die allgemeinen Definitionen; dies beides nämlich geht auf das Prinzip der Wissenschaft.

Sokrates setzte das Allgemeine und die Begriffsbestimmungen nicht als abgetrennte, selbständige Wesen; die Anhänger der Ideenlehre aber trennten es ab und nannten diese Ideen der Dinge."

Aristoteles nennt das Allgemeine, das vielem Besonderen zukommt, das Wesen (οὐσια) einer Sache. Er nennt den Begriff auch oft "λόγος und ὅρος", um die Notwendigkeit der sauberen Ab- oder Eingrenzung in Bezug auf das vielerlei Einzelne aufzuzeigen. Daher rührt auch der lateinische Ausdruck für Begriff „definitio“ (Abgrenzung).

Mit der Entdeckung des Allgemeinen bzw. Wesens findet Sokrates das gesuchte, sinnlich nicht mehr Vernehmbare, das allen einer Gottheit gleich, als Orientierung zu dienen vermag.

Mit der Entdeckung des Allgemeinen schafft Sokrates die wichtigste Voraussetzung für die Gründung der Wissenschaft durch Aristoteles.

Durch Verallgemeinern konkreter Vorgänge wird das Denken in die Lage versetzt, Zusammenhänge unabhängig vom sinnlich Ver¬¬nehmbaren zu definieren.

So lässt sich der Zusammenhang von Zeitmangel Termindruck, Überforderung und Erwartungsdruck und Stress allgemein als Prinzip von Grund und Zweck definieren.
Durch das Vermögen der Verallgemeinerung gewinnt das Denken Abstand von seiner sinn¬lich vernehmbaren Umgebung. Die Vergrößerung des Abstandes ermöglicht dann auch, hinter den Horizont zu schauen, um das Sein a priori betrachten und begreifen zu können.
Abstrahieren erweist sich folglich als Mittel zum Zweck der Initiation metaphysischer Erkundung.

1
Apr
2020

H i r n v i r u s

„HIRNVIRUS“ ist eine Information, die das Bewusstsein infiziert. Diese Infektion löst Desorientierung aus, die in der Folge zu Fehlverhalten führt.
Vorweg

„Hirnvirus“ wird jene Information genannt, welche zur Desorientierung des Bewusstseins und damit zu Fehlverhalten führt. Gewöhnlich handelt es sich um unvollständige irritierende Mitteilungen. Solche Irritationen bleiben in der Regel unbemerkt, da das Gehirn von Kindheit an gewohnt ist, mit solchen Ungenauigkeiten umzugehen.
Bei der Mitteilung „Schau ‚mal auf dem Baum, den kleinen hübschen Vogel!“ lässt sich noch unmittelbar beobachten, was angesichts dieses ungenauen Hinweises geschieht. Dieser löst ein Suchen aus, um diesen kleinen Vogel entdecken zu können. Das Gehirn organisiert immer dann eine Suche, wenn Information nicht vollständig verarbeitet werden kann.
Anders verhält es sich bei der Mitteilung „Über ‚Bildung‘ existieren zahlreiche Definitionen!“. Weil diese Mitteilung erst gar nicht interessiert, wird sie gleichsam überlesen oder überhört. Der Grund hierfür liegt in der Bedeutungslosigkeit des Wortes ‚Bildung‘. Man weiß damit nichts anzufangen. Dieses Beispiel wirkt fast unerträglich trivial. Aber wer so empfindet, beweist nur, dass er hinreichend sensibel geblieben ist, was unzureichende Information angeht.
Kritik ist ein hervorragender Filter, um fragwürdige Information abzuweisen. Fehlt diese Sensibilität allerdings, dann wird unbewusst unterlassen, was informationell nicht interessant erscheint. Leider wirkt sich diese Unempfindlichkeit auch in umgekehrter Richtung aus, was das Verhalten angeht. Gleichgültigkeit macht sich breit. Aber man muss auf die Geschichte dieser Gleichgültigkeit eingehen, um zu verstehen, weshalb das vernunftbegabte Lebewesen zum einzigen Wesen wurde, das seinen eigenen Lebensraum zerstört.

31
Mrz
2020

N e u g i e r

Neugier ist der Name für das, was die Lust, nach Neuem zu suchen weckt und unentwegt nach Entdeckungen fragen lässt. Neugier gaukelt die Gier nach Neuem vor und verleiht jedem leidenschaftlichen Denker den Anschein des Schöpferischen.

In Wahrheit speist ein Tabu das Unersättliche der Gier. Es verrät nicht, was die Suchenden tatsächlich wollen, sondern verbirgt hinter wohlgeformten Sprachgebilden die lüsternen Gedanken.

Voller Begierde nach Ansehen treibt es den lüsternen Kerl, immer neue Gedankengespinste zu entwickeln.
Kein Denker wird sich eingestehen und verheimlichen, was da wirklich in ihm mit ihm geschieht.

Es ist die Eitelkeit der Seele, die für ihren Selbstschutz sorgt und sich hinreichend hinter Erfolgen verbirgt.

Es ist nicht außergewöhnlich, was hier geschildert wird, denn letztlich ergeht es ehrlicherweise in etwa vergleichbar allen so. Denn niemand will bedeutungs- oder gar wertlos sein.

Die sogenannte Bedürfnispyramide verdeutlicht strukturiert, um welche unterschiedlichen Bedürfnisse und Werte sich verschiedene Existenzen drehen.

30
Mrz
2020

Reines Denken

Reines Denken ist eine abstrakte Form geistiger Anschauung. Diese Abstraktion erlaubt den Blick hinter den Horizont des sinnlich Vernehmbaren und gewährt Einsichten in das Sein a priori.

Reines Denken schaut vor alle Erfahrungen zurück, um zu erkennen, wodurch diese überhaupt ermöglicht werden.

So zeigt sich, dass alles einen Grund braucht, um überhaupt werden zu können. Durch diesen Beweggrund wird das Wirken von etwas verursacht.

Emotionale Motive zeugen Gedanken und bewirken, dass diese bewusst werden. Diese schöpferischen Akte beruhen auf Bedürfnissen. Wo kein triebbedingtes Verlangen drängt, dort entstehen auch keine Bedürfnisse.

Es sind vor allem Grundbedürfnisse, welche die Vernunft über deren Befriedigungen nachdenken lässt. Ein guter Gedanke ist ein Gedanke, welcher der Selbst-Befriedigung dient.

29
Mrz
2020

DENKEN ENTDECKEN

Die kindliche Entwicklung wird durch Erziehung und Bildung maßgeblich bestimmt. Alles, was wir sind, das sind wir durch Erziehung und Bildung.

Erziehen bedeutet das Vermögen, nicht nur die Fähigkeiten eines Menschen herausfinden zu können, sondern auch, diese Fähigkeiten durch Fordern zu fördern.

Bilden dagegen ist die Wirkung eines Vorbildes auf die menschliche Entwicklung. Will man sich die eigene Bildung vergegenwärtigen, dann sollte man sich an jene Vorbilder erinnern, denen man nacheiferte. Es sind besondere Eigenschaften vorbildlicher Menschen, die uns beeindrucken und die wir nachzuahmen versuchen.

Das geschieht bei jungen Menschen in der Regel zunächst vorwiegend unbewusst. Erst später werden Vorbildfunktionen bewusst und als Verhaltensstrategien adaptiert.

Obwohl alle davon überzeugt sind zu denken, vermag doch kaum jemand zu erklären, was er eigentlich tut, wenn er denkt.

Akademisch gebildete Leute reden sich gewöhnlich damit heraus, dass sie behaupten, Denken sei zu komplex und zu kompliziert, um es einfach erklären zu können. Es ist zu befürchrn, die meisten von jenen, welche das behaupten, können auch nicht sagen, was sie meinen, wenn sie von komplex und kompliziert reden.

Sehr wahrscheinlich muss das Denken erst gelernt werden, um es verstehen zu können. Häufig hören Kinder, die ihre Eltern etwas fragen möchten, dass sie gerade stören, weil Mutter oder Vater nachdenken muss. Aus Erfahrung wissen sie bereits, dass es dann ganz offensichtlich um eine wichtige Angelegenheit geht, Manchmal bekommen sie sogar gesagt, worüber so angestrengt nachgedacht wird. Vielleicht sagen sie, dass sie gerade darüber nachdenken, ob etwas Teures wirklich angeschafft werden muss.

Aufmerksame Kinder erfahren Nachdenken als ein an-strengendes Beschäftigen mit etwas. Nicht von ungefähr wird auch von „sich das Hirn zermartern’ oder „sich den Kopf zerbrechen“ gesprochen.

Aber Kinder erfahren meistens nicht, was genau da vor sich geht und auch nicht, warum dieses so anstrengend sein soll.
So wird ihnen auch nicht klar, dass es ihre Neugier ist, die in ihnen Denken in Gang setzt.

Sie tun schlichtweg das, was Denken spontan in Gang setzt: sie fragen, um das zu erfahren, was ihnen wichtig ist.

Bisweilen ist eine Frage so bohrend, das hartnäckige Kinder nicht lockerlassen. Bleibt dennoch eine zufriedenstellende Antwort aus, dann versuchen sie selbst, das herauszufinden, wonach sie eigentlich fragten.

So wollte oder konnte unser blinder Vater nicht erklären, was Blindsein eigentlich bedeutet und wie es möglich ist, sich zurechtzufinden. Unser Vater bewegte sich nämlich zu Hause und in vertrauter Umgebung so, dass manche Nachbarn sogar an seiner Blindheit zweifelten und Rentenbetrug vermuteten.

Meine Schwester und ich bewegten uns häufig mit geschlossenen Augen durch die Wohnung, bis wir gegen etwas liefen oder darüber stolperten. Erfahren über Blindheit haben wir selbstverständlich durch diese unsere Gehversuche nichts. Denken erstickte in Fragen, die keine Antworten lieferten. Also fragten wir auch nicht mehr nach und Blindsein wurde für uns Kinder gleichsam zu einer fraglos alltäglichen Selbst-verständlichkeit.

Die ersten Anfänge des Denkens zeigen sich in uner-müdlichem kindlichem Fragen. Fragen zeigen auf-der- Suche-Sein an. Das Kind will fragend seine Umgebung entdecken. Was es nicht sprachlich klären kann, das versucht es für sich zeichnerisch klar zu machen. Kinderzeichnungen sind nicht nur frühe Veranschaulichen erster Gedanken, sondern zugleich auch Ausdruck von Bedürfnissen oder Stimmungen.

Ein Mädchen, das die erste Klasse in der Grundschule besucht, antwortete mir auf meine Frage, was es tut, wenn es denkt: „Ich male Bilder im Kopf!“. Dieses Kind nannte Denken einen künstlerischen Vorgang, der sich nur im Kopf abspielt.

Tatsächlich war in den Anfängen Abendländischen Denkens für die ersten Philosophen Denken vor allem „aisthesis“ (αἴσθησις), innere Wahrnehmung von Bildern, und „Ästhetik“ war der Name für die Kunst innerer Wahrnehmung und zugleich „τέχνη“ (Technik ihrer Veranschaulichung). Die ältesten Höhlenmalereien und Skulpturen vor nahezu vierzig Jahrtausenden sind ästhetische Zeugnisse sinnlich vernehmbar gestalteter Gedanken. Alte Gravuren und ockerfarbene Zeich-nungen von Tieren und geometrischen Formen sind gleichsam künstlerisch ins Werk gesetzte Notizen existentieller Refle-xionen.

Die Venus von Willendorf, eine 1908 entdeckte kleine, steinere Venus aus der jüngeren Altsteinzeit ist eine elf Zentimeter hohe Skulptur aus Kalkstein.
„Sie stellt eine nackte, symmetrische Frauenfigur dar. Ein Ge-sicht fehlt. Der Kopf ist groß, trägt eine Frisur oder Kopf-bedeckung und sitzt auf schmalen Schultern. Die Frisur oder Kopfbedeckung wurde durch schräg eingeritzte Striche und horizontale, konzentrische Linien erzeugt. Die Arme sind dünn und liegen auf den schweren Brüsten; sie sind auf beiden Seiten von vertieften Linien umgeben, ebenso die Hände, diese erscheinen so deutlicher hervorgehoben. Die Finger der rechten Hand werden durch lange Einschnitte als voneinander getrennt dargestellt. Einschnitte an den Handgelenken deuten gezackte Armreifen an. Die Brüste sind ebenfalls von Linien umgeben.“
Die Hüften sind stark, der Bauch steht vor, das Gesäß ist aus-geprägt. Brust, Bauch und Schenkel sind durch tiefe, senk-rechte Gravuren modelliert. Den Bauchnabel bildet eine natür-liche Vertiefung des Steins, die auf beiden Seiten erweitert wurde. Die Schenkel sind naturnah gestaltet, allerdings ver-kürzt, die Füße fehlen. Die Grenze zum Gesäß wird durch zwei deutliche Einschnitte gebildet, die nicht geglättet sind. Die Geschlechtsmerkmale sind detailliert dargestellt. Am Oberschenkel ist ein Einschnitt hinterlassen. Farbreste zeigen, dass die Skulptur ursprünglich mit Rötel bedeckt war.“
Sie gilt bislang als älteste plastische Darstellung einer Frau.
Es ist – wie bei allen frühen Frauendarstellungen - eine Dar-stellung der Weiblichkeit an sich, nicht einer individuellen Person.
Dass die Sexualität hier eine große Rolle spielt, ist offen-sichtlich. Die Verbindung zu einem Fruchtbarkeitskult liegt nahe, also auch die Vermutung, dass es sich um eine Frucht-barkeitsgöttin handeln könnte.

Offensichtlich scheint die ästhetische Begabung von Natur aus im Menschen als vernunftbegabtes Lebewesen angelegt.

Ästhetik als gleichsam künstlerisches Gestalten des Bewusst-werdens scheint Denken im zweifachen Sinn als Bilderleben hervor:

1. Bilder-Leben der Fantasie,
2. Bild-Erleben der Vernunft.

28
Mrz
2020

Information – „körperlich, seelisch, geistig in Form“

„Information“ initiiert Verhalten erfolgreich, sobald sie musterhaft vermittelt wird. Das bedeutet,
o dass genau formuliert wird, was zu tun ist,
o dass die Formulierung eine eindeutige Vorstellung ermöglicht,
o dass Erfahrung das Antizipieren der Vorgabe gewährleistet,
o dass es Sinn / Lust macht, die Information praktisch umzusetzen.

27
Mrz
2020

Hirnvirus

„Hirnvirus“ wird jene Information genannt, welche zur Desorientierung des Bewusstseins und damit zu Fehlverhalten führt. Gewöhnlich handelt es sich um unvollständige irritierende Mitteilungen. Solche Irritationen bleiben in der Regel unbemerkt, da das Gehirn von Kindheit an gewohnt ist, mit solchen Ungenauigkeiten umzugehen.
Bei der Mitteilung „Schau ‚mal auf dem Baum, den kleinen hübschen Vogel!“ lässt sich noch unmittelbar beobachten, was angesichts dieses ungenauen Hinweises geschieht. Dieser löst ein Suchen aus, um diesen kleinen Vogel entdecken zu können. Das Gehirn organisiert immer dann eine Suche, wenn Information nicht vollständig verarbeitet werden kann.
Anders verhält es sich bei der Mitteilung „Über ‚Bildung‘ existieren zahlreiche Definitionen!“. Weil diese Mitteilung erst gar nicht interessiert, wird sie gleichsam überlesen oder überhört. Der Grund hierfür liegt in der Bedeutungslosigkeit des Wortes ‚Bildung‘. Man weiß damit nichts anzufangen. Dieses Beispiel wirkt fast unerträglich trivial. Aber wer so empfindet, beweist nur, dass er hinreichend sensibel geblieben ist, was unzureichende Information angeht.
Kritik ist ein hervorragender Filter, um fragwürdige Information abzuweisen. Fehlt diese Sensibilität allerdings, dann wird unbewusst unterlassen, was informationell nicht interessant erscheint. Leider wirkt sich diese Unempfindlichkeit auch in umgekehrter Richtung aus, was das Verhalten angeht. Gleichgültigkeit macht sich breit. Aber man muss auf die Geschichte dieser Gleichgültigkeit eingehen, um zu verstehen, weshalb das vernunftbegabte Lebewesen zum einzigen Wesen wurde, das seinen eigenen Lebensraum zerstört.

26
Mrz
2020

Verstand

Der Geist der Natur verbirgt sich im Unbewussten. Die Vernunft entbirgt dessen Geheimnisse kraft Fantasie. Das systematische bzw. systemische Entbergen natürlicher Muster wird „Denken“ genannt.

Die frühen Denker der Abendländischen Geschichte bezeichnen das Denken als Philosophieren. Das Wort „Philosophie ist griechischen Ursprungs und bedeutet „Liebe zur Weisheit“. Sokrates nennt jenes vernunftbegabte Wesen weise, welches die Begrenztheit seiner Vernunft erkennt, also zu unterscheiden zwischen dem, was es weiß und dem, was es nicht weiß.

Als Moment des Bewusstwerdens scheint Weisheit als Alternative hervor, also als Aufforderung, sich zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden. Gewöhnlich wird die Wahl eher emotional als rational getroffen. Der zureichende Grund für diesen natürlichen Streitpunkt liegt in der von Natur aus gegebenen Widersprüchlichkeit zwischen emotionaler Vernunft und rationalemVerstand.

Das wird besonders dann deutlich, wenn ein kostspieliger Wunsch nicht erfüllt wird, weil der Verstand aus finanziellen Gründen dagegen entscheidet. Eine solche Unentschiedenheit kann schwer zu schaffen machen, und oft befreien auch ausgeklügeltste Entscheidungstabellen nicht aus solcher Hilflosigkeit.

25
Mrz
2020

Vernunft

„Vernunft“ ist das schöpferische Ringen um den Verstand. Vernunft versucht im Chaos etwas zu entdecken, das ihr Bedürfnis befriedigt. Gelingt diese Entdeckung, dann schafft der Verstand Ordnung.

Der spielerischen Vernunft fliegen Gedanken zu. Sie werden spontan vergegenwärtigt und zumeist auch so unmittelbar aufgeschrieben. Die Vernunft produziert sehr viel mehr für ihren besten Freund, das ist der Papierkorb.

Der logische Verstand bildet sie Schritt für Schritt. Deshalb spricht man von „Gedankengang“. Ein Gedanke entwickelt sich ordentlich aus dem vorausgehenden.

Wer aus Vernunft schafft, dem fällt meistens viel zu viel ein, so dass er Schwierigkeiten hat, den Überblick zu behalten. Wer sich auf den Verstand verlässt, dem fällt häufig zu wenig ein, um mit seinem Vorhaben erfolgreich zu sein.

Ein Gedankenflug ist wesentlicher riskanter als ein Gedankengang. Das Denken der Vernunft stürzt im Gegensatz zu dem der Vernunft sehr viel schneller ab.

Der Gegensatz von Chaos und Kosmos erscheint mehr oder weniger in jedem Menschen ausgeprägt, und alle haben damit zu kämpfen.

24
Mrz
2020

Vernunft

„Vernunft“ ist das schöpferische Ringen um den Verstand. Vernunft versucht im Chaos etwas zu entdecken, das ihr Bedürfnis befriedigt. Gelingt diese Entdeckung, dann schafft der Verstand Ordnung.

Der spielerischen Vernuft fliegen Gedanken zu. Sie werden spontan vergegenwärtigt und zumeist auch so unmittelbar aufgeschrieben. Die Vernunft produziert sehr viel mehr für ihren besten Freund, das ist der Papierkorb.

Der logische Verstand bildet sie Schritt für Schritt. Deshalb spricht man von „Gedankengang“. Ein Gedanke entwickelt sich ordentlich aus dem vorausgehenden.

Wer aus Vernunft schafft, dem fällt meistens viel zu viel ein, so dass er Schwierigkeiten hat, den Überblick zu behalten. Wer sich auf den Verstand verlässt, dem fällt häufig zu wenig ein, um mit seinem Vorhaben erfolgreich zu sein.

Ein Gedankenflug ist wesentlicher riskanter als ein Gedankengang. Das Denken der Vernunft stürzt im Gegensatz zu dem der Vernunft sehr viel schneller ab.

Der Gegensatz von Chaos und Kosmos erscheint mehr oder weniger in jedem Menschen ausgeprägt, und alle haben damit zu kämpfen.

Seit 16 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Wolfgang F.A. Schmid

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