6
Apr
2014

Innerer Zwiespalt

"Instinkt (Naturtrieb)“ meint „Antriebe“ wahrnehmbaren Verhaltens eines Lebewesens, das ohne reflektierte Kontrolle (des Bewusstseins) abläuft. „Intuition" entwickelt sich, weil der Instinkt versagt. Im täglichen Überlebenskampf stellen sich Fehler ein, weil verfügbare Automatismen oder Mechanismen nicht mehr greifen. Die natürliche Steuerung wird gestört und die Art und Weise des Verhaltens wird mit dem ursprünglich ungestörten Verhalten auf Abweichungen hin verglichen.

Fallbeispiel: Die Früchte hängen höher und zweibeinige Lebewesen können sie auch nicht erreichen, wenn sie sich aufrichten und in die Höhe springen. Also vergleichen sie den Abstand von ihren Händen zu den Früchten und suchen nach einer Möglichkeit, diesen zu beseitigen. Sie finden genügend lange Stöcke und schlagen damit Früchte vom Baum.

Der Einsatz von Werkzeug führt zur Erweiterung der instinktiven Steuerung. Bevor zukünftig eine Aktion gestartet wird, erfolgt der Vergleich zwischen gegebenem Ist und erwünschtem Soll, und es wird eingeschätzt, ob Werkzeug gebraucht wird oder nicht.

Das Lebewesen sammelt Erfahrungen mit verschiedenen Mitteln für unterschiedliche Zwecke. Die Überführung von Aktionen in Reaktionen wird durch das Vergleichen mit gemachten Erfahrungen um das Bewusstsein erweitert.


Sinneseindrücke werden nicht mehr unmittelbar erfahren, sondern mittelbar gefiltert. Erinnerungen bzw. Erfahrungen überlagern sinnliche Wahrnehmungen und passen sie subjektiven Verhältnissen an. Die konditionierte Folge Reiz-Reaktion wird durch subjektives Empfinden verzögert und individuell verfremdet.

Es wird nicht mehr sinnlich erfasst, was ist, sondern, was sein soll. Wahrnehmen wird zu Wahr-Nehmen, weil durch Empfinden und Erfahrungen gefiltert. Das Aufbrechen konditionierter Reiz-Reaktion schafft für das Bewusstwerden notwendige Verzögerungen.

Als Moment solcher Verzögerung ermöglicht Bewusstsein plötzlich Wahrnehmen zu erkennen. Der Aktion-Reaktion-Mechanismus wird durch Empfindungen blockiert und durch Erfahrungen interpretiert.


Das Erwachen der Vernunft geschieht als Bewusstwerden, das sich als Bilderleben spontan gestaltet. Vernunft scheint zunächst als Fantasie hervor.

Aus dem Paradies als instinktiv erfahrbare Wirklichkeit wird fantastisch gestalteter Traum. Der Gott des Paradieses überlebt Jahrtausende als Traumgeburt erwachter Vernunft.

5
Apr
2014

Wissen der Seele

Das Wissen der Seele beruht nicht wie das Wissen der Vernunft auf Beweisen, sondern auf Intuitionen. Wenn dieses Wissen als existentielle Alternative zum logischen Wissen ernstgenommen werden soll, dann muss die tradierte Bestimmung des Erkennens als Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen verändert werden zu Wahrnehmen, Betrachten, Empfinden und Glauben. Im Gegensatz zum logischen Denken in Begriffen ist das schöpferische Denken emotionales Denken in Intuitionen.

Geniale Denker wie Albert Einstein vereinen in sich sowohl begriffliches als intuitives Denken. Einstein bemerkt:


"Ohne den Glauben daran, dass es grundsätzlich möglich ist, die Wirklichkeit durch unsere logischen Konstruktionen begreiflich zu machen, ohne den Glauben an die innere Harmonie unserer Welt, könnte es keine Naturwissenschaft geben. Dieser Glaube ist und bleibt das Grundmotiv jedes schöpferischen Gedankens in der Naturwissenschaft." (10, S. 195) (1938)

Jeder erkennt an, dass jede Wirkung eine Ursache voraussetzt. Und wir verlassen uns darauf, dass wir von der Wirkung auf die Ursache zurück schliessen können. Weil das Universum sich ausdehnt, nehmen wir einen Urknall an. Und wir betrachten Urknall als Wirkung des Nichts als Ursache. Wir sagen, dass wir das wissen, obgleich das Nichts eine Angelegenheit des Glaubens ist.

"Die Entwicklung der abendländischen Naturwissenschaft beruht auf zwei großen Leistungen: Der Erfindung des formal logischen Systems (in der euklidischen Geometrie) durch die griechischen Philosophen, und auf der Entdeckung der Möglichkeit, durch systematisches Experimentieren kausale Beziehungen herzustellen.“ (ebd.)

Warum sind wissenschaftliche Modelle glaubhafter als Intuitionen? Wissenschaftliche Modelle beeindrucken durch ihre Genauigkeit. Diese Modelle sind berechenbar. Die meisten Menschen nehmen an, dass eine Rechnung wahrer ist als eine Intuition. Aber eine mathematische Aussage kann nicht wahr, sondern nur richtig sein. Was ist der Unterschied? Wahrheit ist die fühlbare Einsicht der Seele und Richtigkeit ist die berechenbare Einsicht der Vernunft.

Was dem Wissen den gewöhnlichen Vorsprung vor dem Wissen der Seele verschafft, das ist dessen sinnlich vernehmbare, objektive Überprüfbarkeit.

Die Vormachtstellung der Sinne während des Bewusstwerdens beruht auf dem Instinkt, aus dem heraus sich begriffliches und intuitives Denken allmählich entwickeln.

Der Instinkt wird ausschließlich durch Sinneseindrücke gesteuert. Da er nicht durch Erfahrungen aufgehalten wird, vollzieht sich Denken, weil auf bloßes Reagieren reduziert,
wesentlich schneller.

Analog zum Instinkt ist auch begriffliches Denken nicht mehr als logisches Reagieren. Da intuitives Denken in der Regel am meisten Zeit braucht, um Intuition in Verhalten umzusetzen, wirkt es sich im alltäglichen Konkurrenzkampf nachteilig aus.

Da vor allem Geschwindigkeit und Berechenbarkeit zählen, wird intuitives Denken bzw. Glauben missachtet.

4
Apr
2014

Der Körper ist das Haus der Seele. - Sollten wir unser Haus nicht pflegen, damit es nicht verfällt? (Philon von Alexandria,20 v. Chr. - 50 n. Chr.)

Nach Auffassung vieler Mythen und Religionen ist der Tod jener Zeitpunkt, zu welchem die Seele ihr Haus verlässt, um nach Hause zurück zu kehren.

Leben wird als vorübergehender Aufenthalt der Seele betrachtet.

Diese Betrachtungsweise seines Lehrers stellt Platon in der Apologie dar. Sokrates erläutert seine Auffassung in seiner Verteidigungsrede nach seiner Verurteilung zum Tod durch den Schierlingsbecher:



"Lasst uns aber auch so erwägen, wieviel Ursache wir haben zu hoffen, es sei etwas Gutes. Denn eins von beiden ist das Totsein: entweder so viel als nichts sein noch irgend eine Empfindung von irgend etwas haben, wenn man tot ist; oder, wie auch gesagt wird, es ist eine Versetzung und Umzug der Seele von hinnen an einen andern Ort. Und es ist nun gar keine Empfindung, sondern wie ein Schlaf, in welchem der Schlafende auch nicht einmal einen Traum hat, so wäre der Tod ein wunderbarer Gewinn. Denn ich glaube, wenn jemand einer solchen Nacht, in welcher er so fest geschlafen, dass er nicht einmal einen Traum gehabt, alle übrigen Tage und Nächte seines Lebens gegenüberstellen und nach reiflicher Überlegung sagen sollte, wie viel er wohl angenehmere und bessere Tage und Nächte als jene Nacht in seinem Leben gelebt hat, so glaube ich, würde nicht nur ein gewöhnlicher Mensch, sondern der Großkönig selbst finden, dass diese sehr leicht zu zählen sind gegen die übrigen Tage und Nächte.

Wenn also der Tod etwas solches ist, so nenne ich ihn einen Gewinn, denn die ganze Zeit scheint ja auch nicht länger auf diese Art als eine Nacht. Ist aber der Tod wiederum wie eine Auswanderung von hinnen an einen andern Ort, und ist das wahr, was gesagt wird, dass dort alle Verstorbenen sind, was für ein größeres Gut könnte es wohl geben als dieses, ihr Richter? Denn wenn einer, in der Unterwelt angelangt, nun dieser sich so nennenden Richter entledigt, dort die wahren Richter antrifft, von denen auch gesagt wird, dass sie dort Recht sprechen, den Minos und Rhadamanthys und Aiakos und Triptolemos, und welche Halbgötter sonst gerecht gewesen sind in ihrem Leben, wäre das wohl eine schlechte Umwanderung? Oder auch mit dem Orpheus umzugehen und mit Musaios und Hesiodos und Homeros, wie teuer möchtet ihr das wohl erkaufen?

Ich wenigstens will gern oftmals sterben, wenn dies wahr ist. Ja, mir zumal wäre es ein herrliches Leben, wenn ich dort den Palamedes und Aias, des Telamon Sohn, anträfe, und wer sonst noch unter den Alten eines ungerechten Gerichtes wegen gestorben ist: mit dessen Geschick das meinige zu vergleichen, das müsste, glaube ich, gar nicht unerfreulich sein. Ja, was das Größte ist, die dort eben so ausfragend und ausforschend zu leben, wer unter ihnen weise ist, und wer es zwar glaubt, es aber nicht ist. Für wie viel, ihr Richter, möchte das einer wohl annehmen, den, welcher das große Heer nach Troia führte, auszufragen, oder den Odysseus oder Sisyphos, und viele andere könnte einer nennen, Männer und Frauen: mit welchen dort zu sprechen und umzugehen und sie auszuforschen auf alle Weise eine unbeschreibliche Glückseligkeit wäre! Gewiss werden sie einen dort um deswillen doch wohl nicht hinrichten. Denn nicht nur sonst ist man dort glückseliger als hier, sondern auch die übrige Zeit unsterblich, wenn das wahr ist, was gesagt wird.“

3
Apr
2014

Glaube an das Leben nach dem Tod

Die Apologie des Sokrates zeigt den Tod als Alternative „Ewiges Leben oder Nichts“. Da eine Auflösung dieser Alternative nicht durch Wissen gelingt, kann sie nur vom Glauben entschieden werden.
Als emotionales Erkennen wird Glauben seit jeher von der Sehnsucht nach Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit angetrieben. Seit jeher ist der Mensch auf der Suche, Wege zu finden, die ihn diesem Ziel näher bringen könnten.
Einer dieser Wege ist die Religion. Schon in den frühesten Religionen wird an ein Weiterleben nach dem Tod geglaubt. Es existieren unterschiedliche Vorstellungen darüber, was nach dem irdischen Leben folgt.
Die östlichen Religionen gehen von unveränderlichen Gesetzen des Seins einer ewigen Welt aus.
Der Hinduismus glaubt an das "ewige Weltgesetz", das „Karma“, verbunden mit der Vorstellung der Seelenwanderung. Jede in diesem Leben ausgeführte gute Handlung bestimmt das Schicksal des Lebewesens in der nächsten Wiederverkörperung. Hat jemand in seinem Leben Gutes getan, wird es ihm im folgenden Leben gut gehen. Nach dem Weltgesetz haben alle Lebewesen schon seit Ewigkeit bestehende Seelen, die nur die materiellen Hüllen wechseln. So geht nach dem Karma die Seele ihren Taten entsprechend in entsprechende Körper ein.
Im Buddhismus wird ebenfalls an einen Zwang zur Wiedergeburt durch das Gesetz des Karma geglaubt. Im Gegensatz zum Hinduismus kann man aber im Buddhismus aus dem Kreislauf der Wiedergeburten ausbrechen und in das "Nirwana“ eingehen, ein von der Seelenwanderung befreiter Zustand vollendeter Seelenruhe.

In China und Japan wird vor allem Ahnenkult gepflegt. Der verstorbene Ahne nimmt weiter am Schicksal seiner Familie teil und kann es als Schutzgeist beeinflussen.
Die westlichen Religionen lehren den Glauben an einen allmächtigen, allgegenwärtigen persönlichen Schöpfer-Gott. Die Seele lebt ewig, der Verstorbene wird auferweckt nach seinen Taten gerichtet und gelangt entweder an einen Ort der Freude, der Läuterung oder der Verdammnis.

Auch im Volksglauben ist mit dem Tod das Leben nicht zu Ende. Es wird von lebenden Toten und Häusern oder Gegenden erzählt, in denen Geister Verstorbener spuken. Um Mitternacht erscheinen Gestalten der Verstorbenen auf dem Friedhof. Einige Geister streifen ruhelos an den Orten umher, an denen sie lebten und gestorben sind. Ihre Existenz wird von einigen Menschen ernstgenommen. So erkennen die römisch-katholische und die anglikanische Kirche dieses Phänomen durch das Ritual des Exorzismus an, mit dem den "gequälten Seelen“ geholfen wird, ihre Ruhe zu finden.
Aber Menschen suchen auch die Bestätigung für ihren Glauben. Die Parapsychologie versucht, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Die "British Society for Psychical Research" schätzt, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung sinnliche Wahrnehmungen erleben, die Erscheinungen sein könnten.
Ursache von Erscheinungen soll z. B. ein äußerst dringendes Bemühen eines Verstorbenen sein, einem Lebenden etwas mitzuteilen. Die Mitteilung kann sich z. B. auf Tod, Angst, Krankheit oder Unglücksfälle des "Senders" beziehen oder den "Empfänger" vor einem dieser Schicksalsschläge warnen.

Die Kirche erkennt Erscheinungen als Wunder für wahr an. Solche Riten sorgen einerseits für eine Stärkung des Glaubens, andererseits nähren sie Zweifel.

Wahr ist, dass auch zweieinhalb Jahrtausende nach Sokrates der Zweifel über das Leben der Seele nach dem Tod nicht ausgeräumt ist.

2
Apr
2014

Was Gedanken aus mir machen

Ich bin, was ich denke

Ich bin zwar, was Gedanken aus mir machen, aber das, was ich denke, ist nicht wirklich. Das Ich ist gleichsam ein virtuelles Selbst inmitten einer Welt, die das Andere oder Nicht-Ich darstellt.

Als vernunftbegabtes Wesen fühlt sich der Mensch seit jeher im Schein seines virtuellen Seins eingesperrt. Der Philosoph Platon (*428/427 - 347 v. Chr.) beschreibt das gewöhnliche Dasein als Schattenwelt und stellt in seinem Höhlengleichnis dar, wie sich der Mensch in seinem Leben aus dieser Scheinwelt zu befreien vermag.

In den meisten Religionen braucht es den Tod, um aus dieser Scheinwelt herauskommen zu können. Seit den Zeiten von Platons Lehrer Sokrates (469 - 399 v. Chr.) gilt Philosophieren als Übung im Sterben.

So verwundert es auch nicht, dass Philosophen immer wieder den Tod thematisieren.

1
Apr
2014

Wege hinter den Horizont des Scheins

Der körperliche Weg der Askese, insbesondere der buddhistische baut durch Verzicht und Überwindung auf die Selbstreinigung des Wahrnehmens.

Der seelische Weg der Kunst sieht im emotionalen Ausdruck erfahrener Wirklichkeit die Möglichkeit einer Widerspiegelung des Selbst, die das Ich verstehen kann.

Der philosophische Weg, aus dem körperlichen und seelischen Weg hervorgegangen, glaubt aus wesentlichen Eigenschaften der Abildung von Wirklichkeit das Original rekonstruieren zu können. Aus verschiedenen Vorgehensweisen des Rekonstruierens sind die einzelnen Wissenschaften hervorgegangen.

Als Fantasie des Verstandes regelt die Mathematik - allen Theorien voran - mittels naturwissenschaftlichen, berechenbaren Modellen die Wirklichkeit und Religion.

31
Mrz
2014

Bisweilen drehen wir uns im Kreis

Bleibt das Suchen nach dem eigenen Beweggrund erfolglos, dann ist hoch wahrscheinlich die Fragestellung unzureichend.

Viele stellen sich überhaupt keiner Frage, sondern delegieren die Antwort an ihr Tagebuch. Aber bloßes externes Ablegen (Speichern) von Ereignissen verhilft weder Bewusstsein noch Unterbewusstsein zu hilfreichen analytischen Widerspiegelungen.

Bewusstwerden vollzieht sich allein als Bilderleben. Der Verstand, der nach dem Beweggrund fragt, braucht infolgedessen geeignete Suchbilder. Aber das vorstellungsmäßige, erinnernde Zurückversetzen zeigt sich nicht erfolgreicher als ein Tagebuch. Dem, was sich vor dem Bewusstwerden verbirgt, fehlt bislang der Anreiz, sich zu zeigen.

Das Wesen eines maßgeblich bestimmenden Motivs gelangt durch Interesse an Unentdecktem zum Vorschein. In aller Regel bezieht sich nämlich ein solches Motiv auf eine Suche nach Wahrheit.

Erleichtert wird die Suche nach dem Urgrund des eigenen Motivs, wenn sie durch schöpferisches Tun zum Vorschein gelangt.

Handelt es sich um künstlerisches Tun, dann bezieht sich die Suche hoch wahrscheinlich auf einen seelischen Grund. Handelt es sich dagegen um wissenschaftliches Tun, dann liegt der Grund höchstwahrscheinlich im geistigen, theoretischen Bereich.

Schöpferische Aktivitäten können sich äußern durch:

körperliche Bedürfnisse <> Sport,
seelische Bedürfnisse <> Kunst, Religion,
geistige Bedürfnisse <> Wissenschaft,
Mischformen <> Abenteuer...




Hilfe kommt von der Neugier nach dem eigenen Beweggrund des Handelns. Im Wort „Neugier“ verbirgt sich die Lust auf Neues. Demnach bedarf die Suche nach dem eigenen Beweggrund einer schöpferischen Gestaltung.

Auf diese Weise entwickeln sich in der Poesie Ich-entsprechende Gestalten. So erzählen die Figuren in einem Roman ihrem Schöpfer immer auch etwas über ihn selbst.

Aber da geschieht etwas Seltsames. Mit dem Fortschreiten erfolgreichen Schreibens verliert sich das Interesse am eigenen Motiv. Die Lust am Schreiben verdrängt das Fragen nach dem Beweggrund des Schaffens. Schließlich wird es sogar vergessen.

30
Mrz
2014

Neugier

Die Gewohnheit des Denkens wird durch einen besonderen Antrieb gestört. Störungen gewöhnlichen Denkens treten auf, sobald uns etwas unbekannt oder neu erscheint. Spontan versuchen wir das Unbekannte oder Neue zu untersuchen, um herauszufinden, um was genau es sich handelt. Die Kraft, die uns dazu antreibt, wird Neugier genannt.

Neugier lässt uns nach etwas suchen, das uns befriedigt. Solange wir suchen, erleben wir uns unzufrieden.

Kurzum: Neugierige Leute sind unzufriedene Menschen. Sie tun gut daran, den Anlaß herauszufinden.

29
Mrz
2014

Wir denken uns nichts dabei

Wir können nicht nicht denken. Unaufhörlich gehen uns Gedanken durch den Kopf. Das fällt uns erst dann auf, wenn wir versuchen, sie loszuwerden. Wir bemühen uns, das, was uns gedanklich beschäftigt loszuwerden, aber es gelingt uns nicht.

In solchen Situationen bemerken wir erstaunt, dass nicht wir unsere Gedanken, sondern unsere Gedanken uns steuern.

Gedanken sind gefühlte Bilder, die uns zeigen, was zu tun ist. Gedanken bilden sich aus körperlichen, seelischen und geistigen Gründen. Aber höchst selten versuchen wir, dies zu ergründen.

Das liegt vor allem daran, dass wir uns kaum dazu veranlasst sehen. Solange alles so geschieht, wie wir es uns vorstellen, befassen wir uns nicht mit unserem Denken. Wir denken uns nichts dabei.


Kleine Fluchten des Alltags entfremden dem Menschen wesentliche Vorhaben. Ein Ja zu sich selbst wird verneint. Wesentliche Einstellungen verstellen sich und das Innere verliert sich in Äußerlichkeiten. Ironischerweise wird das „Outfit“ (out fit) genannt.

Modische Inszenierungen eines künstlichen Selbst kaschieren den Ich-Betrug. „Selbst“ wird zu einer Maske des Ichs.

28
Mrz
2014

Entfremdung

Zuerst entfremdet Religion den Menschen, dann die Philosophie und schließlich die Technik.

Religion verführt in eine übersinnliche Welt, die Metaphysik in eine unsinnliche und die Technik in eine virtuelle Welt.

Diese Verführungen stellen Möglichkeiten der Ausflucht dar. Statt sich eigenen Problemen zu stellen, werden Lösungsmöglichkeiten an andere Zuständigkeiten ausgelagert. Solche Fluchten sind gewöhnlich Winkelzüge einer trägen Seele.

Die Geschichte des Menschen zeigt sich als Geschehen der Selbstentfremdung. Indem der Mensch religiöses Denken für sich entdeckt, löst er seine ursprünglich authentische Beziehung zum Leben auf. Der Mythos beschreibt den Beginn dieser Selbstauflösung als Vertreibung aus dem Paradies.

27
Mrz
2014

Preis des Bewusstseins

Bewusstsein entsteht durch einen Bruch des Bewusstwerdens, und Wahrnehmen wird durch das dadurch erzeugte Bewusstsein beidseitig gefiltert und verzögert. (Bewusstsein = außen/innen)

Die Filterung von Außenreizen (Aufmerksamkeit) erfolgt unter einer bestimmten Perspektive, und die Filterung von Innenreizen (Konzentration) geschieht unter einem bestimmten Aspekt. (Reflexion = Perspektive/Aspekt)

Durch Bewusstseinsbildung wird unmittelbares Wahrnehmen verhindert, da es durch Vorstellungen von Sinneseindrücken getrennt wird; Erfahrungen fließen in Wahrnehmungen mit ein.

26
Mrz
2014

Anamnese ametropischen Denkens

Ametropisches oder unscharfes Denken fällt besonders durch den Gebrauch vage bestimmter oder gar unbestimmter Begriffe auf.


Einer der führenden und zugleich meist verwendeten unter vagen Begriffen ist der Begriff der Bildung.

Bittet man jemanden, den Begriff der Bildung klar zu bestimmen, dann misslingt das, nicht zuletzt deshalb, weil auch eine klare Bestimmung des Begriffs als solchen fehlt.

Ein Begriff ist eine Handlungsvorgabe. Zu seiner inhaltlichen Bestimmung gehört als eine klare Vorstellung, 1. was getan werden soll und 2. wie es durchzuführen ist.

Die Formel (a*h)/2 gibt als geometrischer Begriff eindeutig an, wie die Fläche eines Dreiecks zu berechnen ist, vorausgesetzt, man weiß, dass die Variablen „a“ die Seitenlänge und „h“ die Höhe, die auf a senkrecht steht, bedeuten.

Der Begriff „Bildung“ gibt als philosophischer Begriff eindeutig an, wie sich Denken als Bilderleben vollzieht, vorausgesetzt, man weiß um die Doppeldeutigkeit von Bilderleben als „Bilder-Leben“ der fantasievollen Vernunft und als „Bild-Erleben“ als Begriff des Verstandes.

Aber nicht nur der Gebrauch vager Begriffe oder Begriffshülsen fällt bei Ametropie auf, sondern auch das Abfassen sprunghafter Sätze. Sprunghaften Sätzen fehlt die Bindung durch ein gleiches Wort.

25
Mrz
2014

Nahrung fürs Gehirn

Neben Nährstoffen als physische Nahrung ist Information als psychische Nahrung für das Gehirn ebenso wichtig.

Information, das ist das Ergebnis einer entschlüsselten Nachricht.
Nachricht, das ist ein sprachlich verschlüsseltes Bildgeschehen. Durch das Entschlüsseln wird das verschlüsselt übertragene Bildgeschehen reproduziert und individuell nachvollzogen.

Eine neuronal nützliche Nachricht wirkt gleichsam wie der Titel eines „Kopfkinos“, also eines lebendig nachvollziehbaren Ereignisses.

Worte oder Begriffe, die keine Bilder bzw. lebendigen Vorstellungen erzeugen, sind leer und können deshalb nicht wirklich verstanden werden.



Unschärfen des Unterrichtens irritieren zunächst die neuronale Organisation des Gehirns, und zwingen dieses dann umzuschalten. Unterrichtliche Vorgaben, die nicht zu verstehen sind, werden nicht verarbeitet, sondern lediglich abgerufen. Mathematik ist das für unterrichtliche Mängel bevorzugte Fach. Die meisten mathematischen Begriffe werden als bloße Begriffshülsen gespeichert.

24
Mrz
2014

Information als Rohstoff

'Information' ist das, was für uns an einer Nachricht neu ist. Man kann auch sagen: "Je überraschender eine Nachricht für uns ist, desto mehr Information enthält sie für uns.“


Informationshaltige Nachrichten machen uns neugierig. Ein Medium wird um so besser angenommen, je mehr Informationen es vermittelt. Schlagzeilen sind Neugierigmacher. Sie wollen Interessierte für eine Auseinandersetzung mit dem, was sie ankündigen, gewinnen.

Alle Medien leben von Nachrichten, die möglichst viel Informationen enthalten. Nachrichtenagenturen messen das, was sie an Nachrichten verbreiten, an deren Informationsgehalt.

Nun könnte man annehmen, dass die Rede von der Informationsgesellschaft mit dem enormen Nachrichtenumsatz heutzutage zu tun hat. Aber die Annahme, dass eine Informationsgesellschaft um so besser zu existieren vermag, je mehr Nachrichten sie umzusetzen in der Lage ist, trifft keineswegs zu.

Nachrichtenumsätze, Datenverarbeitung und -übertragungen funktionieren nämlich erst dann und nur dann, wenn sich in einer Informationsgesellschaft so viel tut, dass sie auch selbst eigene Nachrichten und Daten erzeugen kann. Die Informationsgesellschaft darf Nachrichten und Daten nicht nur importieren; sie muss sie auch exportieren.

Nachrichten vermitteln nicht nur Informationen, sondern Informationen erzeugen auch wieder Nachrichten Ein Journalist erhält eine Nachricht über ein Ereignis. Er gewinnt daraus wieder neue Nachrichten, indem er sich informiert, recherchiert, auswertet und Bericht erstattet.

Nachrichtenmagazine leben vor allem davon, dass sie nachrichtenträchtige und informationshaltige Ereignisse selbst aufspüren bzw. entdecken. Eine Informationsgesellschaft ist so gesund wie die Qualität ihrer Journalisten und Journalistinnen.

'Information' ist ein Naturprodukt. Der menschliche Geist erzeugt diesen Rohstoff, indem er nach den Regeln der Natur und mit Hilfe seiner Sprache aus Gedanken neue Ideen schafft. Im Gegensatz zur Industriegesellschaft, die auf bereits vorhandene Rohstoffe zurückgreift, muss die Informationsgesellschaft ihren Rohstoff aus ihren geistigen Ressourcen allererst gewinnen. Und im Gegensatz zur Industriegesellschaft entzieht sich das Rohmaterial für die Produkte der Informationsgesellschaft einer unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung. Das Gedankengut lässt sich nicht so leicht ausmachen und kontrollieren wie der Wasserhaushalt oder das Vorkommen von Brennstoffen.

Im einfachsten Fall ist Information eine Mitteilung, die unser Verhalten und damit unser Verhältnis zur Welt positiv oder negativ beeinflussen kann.

Diese Information wird in der Regel durch Beschreibung und/oder Analyse eines Ereignisses gewonnen und als Nachricht verbreitet. Im günstigen Fall ist Information eine sprachlich gefasste Idee, die sich wissenschaftlich und wirtschaftlich nutzen lässt, um Modelle und Strategien zur Verbesserung oder gar Abwendung einer wirtschaftlichen Lage bzw. gesellschaftlichen Situation zu entwerfen. Eine Informationsgesellschaft ist vor allem von zukunftsgerichteten Handlungsentwürfen abhängig.

Aufgabe der Medien ist es, für die schnelle Übertragung von Informationen zu sorgen. Jede Informationsgesellschaft ist neben ihren geistigen Ressourcen nur so gut wie die Medien, die darüber Bericht erstatten. Die Medienlandschaft in Deutschland zeichnet sich zwar durch ausgezeichnete Magazine, Zeitungen, Verlage, Rundfunk und Fernsehanstalten aus, aber die geistigen Energien, die zur Informationsgewinnung notwendig sind, scheinen nicht im ausreichenden Maße verfügbar zu sein. Hohe Arbeitslosigkeit ist dann die Spätfolge fehlender geistiger Ressourcen. Stark vereinfacht gesagt geht uns die Arbeit aus, weil uns nichts mehr eingefallen ist.

Einfallslose Bildungs- und Schulpolitik führten zu einem Bildungsnotstand, durch den notwendige Innovationen unmöglich gemacht wurden. In einer Ausgabe des Nachrichtenmagazins Focus heißt es: „Der Countdown läuft. Viel Zeit bleibt Politik, Unternehmen und Gewerkschaften nicht mehr, dringende Reformen zu beschließen. Jeder Tag Verzögerung verschlechtert unsere Chancen auf dem Weltmarkt. Das Ziel: Millionen neue Arbeitsplätze.“ Liest man aber die "Checkliste: Was zu ändern ist", dann stellt sich heraus, dass nur an den Symptomen operiert wird und die eigentliche Ursache unerkannt bleibt.

Die Krankheitsgeschichte ist eine Erziehungs- und Bildungsgeschichte. Die durchgängige Störung unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems geht auf eine Vergeudung des Rohstoffes 'Information' zurück. Das lässt sich auch politisch ausdrücken: "Was sich an Erziehung und Bildung falsch machen lässt, das ist auch falsch gemacht worden." Das lässt sich leicht nachvollziehen, sobald man sich die Zeit nimmt, sich einmal mit der Frage zu beschäftigen, wie der Rohstoff 'Information' eigentlich wächst.

Als Naturprodukt ist 'Information' ein höchst sensibler Rohstoff. Damit er wachsen kann, bedarf es zunächst sorgfältiger Sprachpflege, weil sich nun einmal gute Gedanken nur in einer klaren Sprache zum Ausdruck bringen können. Hochschulen und Wirtschaft aber führen Klage über mangelnde Beherrschung von Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Sprachstil.

Durch Spracherwerb aber wird im menschlichen Gehirn die Gedankenlogistik ausgeprägt. Das beginnt bereits mit den ersten Verlautbarungen von Geburt an.

Die Gedankenlogistik erprobt sich zuerst an Sinneseindrücken, die sich dann mittels Wahrnehmung zu ersten Bildern gestalten. Je reichhaltiger die Sinneseindrücke sind, um so nachhaltiger wirken sie auf das Spielen mit Bildern (Fantasie). Das Kind erzeugt anfänglich Informationen durch die Art und Weise, wie es spielt. Umgekehrt ist das Spielzeug für das Kind das erste Medium. Durch seine Machart vermittelt es ihm Information darüber, was möglich ist und was nicht. Je natürlicher und je weniger festgelegt das Spielzeug ist, um so besser eignet es sich zum Ausprobieren. Holzspielzeug bleibt hier immer noch konkurrenzlos. Ein Kind, das sich mit seinem Holzbaukasten seine eigene Welt baut, ist auf Intelligenz (Fähigkeit zu ordnen) und Fantasie (Fähigkeit zu gestalten) angewiesen. Mit der Zeit wachsen die Ansprüche und zu den Holzbauklötzchen gesellen sich erst Legobausteine und dann die ersten Experimentierkästen technischer oder naturwissenschaftlicher Art.

Aber die Natur ist immer noch die beste Lehrmeisterin. Wann immer das Wetter es zulässt, fördern Naturerkundungen Intelligenz und Fantasie, indem sie beide Kräfte zu Entdeckungen herausfordern. Es ist fast müßig zu sagen, dass Jungen und Mädchen ihre Spielwelten gern austauschen, wenn sie von Erwachsenen nicht in irgendwelche Rollen gedrängt werden. Das Erzählen oder Vorlesen von Geschichten ergänzt die kindliche Erfahrungswelt, und Brett-, Ball-, Versteck-, Rate- und Strategiespiele ermöglichen ihm zu zeigen, was es alles kann.

In der Grundschule werden die Fähigkeiten des Kindes systematisch weiterentwickelt. Neben dem Erwerb des Schreibens, Lesens und Rechnens werden vor allem Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, Beobachtetes zu begreifen, gefördert. Das Spiel wird in Lernen überführt, ohne dass aus Spaß Ernst werden muss. Intelligenz und Fantasie fordern die Begabung des Kindes heraus, das ist die Fähigkeit, sich handwerklich oder künstlerisch zum Ausdruck zu bringen. Der Wert allen Tuns liegt für das Kind in der Erfahrung von Welt. Natürliche Neugier bewegt es zu solcher Erkundung. Das Kind will entdecken und sich orientieren können. Leistung ergibt sich aus diesem natürlichen Antrieb heraus. Was in den ersten Schuljahren grundgelegt worden ist, prägt sich dann im Verlauf der weiteren Schulzeit als Persönlichkeitsbildung aus.

Intelligenz, Fantasie, Begabung, Werte und Leistungsbewusstsein, Neugier – das sind die Nährstoffe, die der Rohstoff 'Information' braucht, um wachsen zu können. Um diese Nährstoffe optimal binden zu können, bedarf es hilfreicher Orientierung und helfender Ordnung. Auch die jüngste Techno- und Rockband weiß, dass ohne Disziplin nichts 'abgeht'. Wer Kinder frühzeitig selbst unterrichten lässt, indem er jene Unterrichtsinhalte delegiert, welche sich Kinder selbst anzueignen in der Lage sind, kann beobachten, dass sie alles das nicht mögen, was ihnen Erwachsene durch ihre gutgemeinten Reformen unterstellen. Kinder haben ein natürliches Gespür für das Lernen.

Kinderunterricht ist aus gutem (neurologischen) Grund 'altmodisch'. Kinder lieben klare Verhältnisse. Sie wollen, dass Unterricht ordentlich abläuft, wohl wissend, dass Lernen kein Spiel ist und trotzdem Spaß macht, wenn man es zügig und vor allem erfolgreich hinter sich bringt. Kinder wünschen sich Noten und keine Formulierungen von Erwachsenen in Berichtszeugnissen, die sie nicht verstehen.

Kinder brauchen ihre Lehrerin und ihren Lehrer als Bezugsperson. Sie schauen nicht aufs Alter, sondern achten deren Persönlichkeit.

Kinder lieben Herausforderungen. Wer Kinder fördern will, muss deren Intelligenz, Begabung und Fantasie fordern. Weniger Lehrstoff, um gründlicher lernen zu können. "Weniger ist hier wirklich mehr!"

Kinder wollen selbständig sein. Sie brauchen Materialien, die sie in die Lage versetzen, selbst etwas herauszufinden. Sie wollen, dass man ihnen hilft, damit sie sich selbst helfen können.

Kinder wollen helfen. Sie sitzen nicht gern im Unterricht gelangweilt herum, sondern helfen gern den anderen, wenn man sie nur lässt.

Das tut allen Reformern weh, die sich das Management und Infotainment von Erwachsenen in die Schule wünschen. Natürlich übernehmen Kinder das und machen auch alles mit, weil sie eben noch nicht zum Ausdruck bringen können, dass alles seine Zeit hat. Alles in der Natur entwickelt sich geschlossen, um alle Kräfte auf das Wachstum konzentrieren zu können; erst dann kann es sich öffnen. Offener Unterricht ist zwar erwachsenenfreundlich, aber eben natürlicherweise kinderfeindlich.

Und die so genannten Medienkids? Noch niemals zuvor sind Kinder so mit Bildern überflutet worden wie heute. Der massive multimediale Einfluss elektronischer Medien (Fernsehen, Video, Computerspiele) erfasst das kindliche Bewusstsein, indem er das Gehirn mit überstarken Sinnesreizen total beansprucht. Kinder sind diesem Einfluss völlig ausgeliefert, weil sie nicht gelernt haben, sich dagegen zu wehren.

In der Folge werden sie von den multimedialen Reizen abhängig und mediensüchtig. Die Bilderflut, die das Bewusstsein des Kindes überströmt, desensibilisiert die Fantasie, die nicht mehr mit ihren eigenen Bildern und Träumen konkurrieren kann; sie mindert die Intelligenz, die alle diese kurzbelichteten Bilder nicht mehr zu ordnen und auszuwerten vermag; und sie setzt schließlich das Konzentrationsvermögen herab, weil die Bilder so schnell aufeinander folgen, dass das Gehirn sie angesichts solcher Hochgeschwindigkeit nur noch unvollständig verarbeiten kann. Zwar wird das Gehirn des Medienkindes durch das Signalgewitter der multimedialen Elektronik dazu trainiert, mehrere Vorgänge zugleich zu erledigen, aber eben auf Kosten des Verarbeitungsniveaus.

Für die Medienkids und die vielen Kinder aus gestörten und zerstörten Familien wird doch gerade nach anderen Formen des Unterrichtens gesucht. Es ist nicht sehr schlau, Kindern, die nahezu jeglichen Halt verloren haben, die Sinngebung und Orientierung zu verweigern, indem man sie selbst ständig machen statt sie selbständig werden lässt. Reformen wären gut beraten, wenn sie sich weniger politisch und mehr an naturwissenschaftlichen Befunden orientieren würden. Wer Schule zum Kleinunternehmen umfunktionieren will, vergisst, dass es nichts mehr zu unternehmen gibt, weil die Ideen dazu ausbleiben werden. Reformierung stellt sich dann als Deformierung heraus.

Aus kybernetischer Sicht wird sich Bildungspolitik selbst regulieren. Wenn uns schon nicht die zunehmend beschleunigte Arbeitslosigkeit zwingt, den Zusammenhang zur Bildungslosigkeit unserer Zeit herzustellen, wenn uns auch ausbleibende Innovationen nicht schrecken, dann wird uns spätestens jene Wende zur Vernunft bringen, welche unser Land von einem Land, das entwickelt, in ein Entwicklungsland für die USA verkehrt. Bildungspolitik hat die Formel für diese Kehre schon längst gefunden "Mehr Quantität und weniger Qualität in Forschung und Lehre!" Auf Schule übertragen bedeutet dieses Motto: "Größere Lerngruppen, weniger Lehrer und Lehrerinnen!"

Wer an der Bildung spart, spart sich arm. In einer Informationsgesellschaft zeigt sich dieser Vorgang analog zu jeder Verwüstung: Ideen bleiben aus, der Rohstoff 'Information' verkümmert, Information wird importiert, bis dieser Import unbezahlbar wird, die Informationsgesellschaft wandelt sich zur Delegationsgesellschaft für andere Informationsnationen. Friedrich Nietzsche hat ein Gedicht über die Zukunft unserer Bildungsanstalten geschrieben. Es trägt den Titel: "Die Wüste wächst. Weh dem, der Wüsten birgt!" Aus kybernetischer Sicht wird sich die Bildungswüste so lange ausbreiten, bis Schule wieder Schule machen kann. Und als Volk der Dichter und Denker werden wir Deutschen keineswegs zugrunde gehen, sondern aus Not wieder zur Vernunft kommen. Das wird Schule machen!

Seit 16 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Wolfgang F.A. Schmid

Ergänzende Webseiten

 

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Es gelten die Rechtsvorschriften für Webseiten der Universität Flensburg © Texte: Wolfgang F. Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) wfschmid(at)me.com Bilder: Ulrike Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) mail(at)ulrike-schmid.de

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