28
Jan
2016

Denken



Bilderleben als
Bilder-Leben (Fantasie) /
-Erleben (Verstand)


Desinteresse


Desinteresse (Burn-out) meint Energieverschleiß, Erschöpfung aufgrund von Überforderungen, die von innen oder von außen – durch Familie, Arbeit, Freunde, Liebhaber, Wertesysteme oder die Gesellschaft kommen kann und einer Person Energie und innere Kraft raubt.

Burnout ist ein Gefühlszustand, der begleitet ist von übermäßigem Stress, und der schließlich persönliche Motivationen, Einstellungen und Verhalten beeinträchtigt.

Neuronales Burn-out hemmt bzw. lähmt Transmis-sionen. Gewohnte neuronale Verbindungen werden durch Fehlverbindungen auffällig.


27
Jan
2016

Gewissen



Instanz innerer
Stimme meines Schutzgeistes
Orientierungen


Coolness


„cool“ meint die Eigenschaft, stets die Ruhe zu bewahren, keine Angst zu haben und sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
Der Kern der Coolness liegt in der Autonomie. Menschen, Marken und Produkte gelten demnach dann als cool, wenn sie ihre Ziele oder Attribute auf ihre ganz eigene kreative Weise verwirklichen und von der Masse abheben – und zwar so, dass sie dabei keine moralischen Grundsätze verletzen.
Bedingung der Möglichkeit von Coolness ist ein hinreichend tolerantes Gewissen, also ein Gewissen, das Handlungsspielräume lässt.
Im Gegensatz zum anerzogenen Gewissen umfasst das natürliche Gewissen instinktive Muster. Das sind gleichsam Makros, welche unbewusstes Verhalten steuern. So steuert Furcht Auslösen und Umsetzen des Fluchtmechanismus.


26
Jan
2016

Innere Stimme



Schutzgeist des Menschen
Ratgeber schwerer Tage
Geschenk der Natur


https://www.evernote.com/l/AmFU-DxMeZpL47GkMwYnbl9MMPWrF8QieJs

Besonnenheit


Besonnenheit bezeichnet, im Unterschied zur Impulsivität, die überlegte, selbstbeherrschte Gelas-senheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen die gewissenhafte Korrektur die Oberhand behalten lässt, um vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen oder gar gewissenlose Taten zu vermeiden.
Sokrates preist den besonnenen Gleichmut als be-sondere Tugend. In Platons Dialog Charmides wird die Frage, was Besonnenheit sei, damit beantwortet, das Seine und damit das Gute zu tun. Besonnenheit ist dadurch für Sokrates gleichbedeutend mit Selbsterkenntnis.

Bei Platon ist Besonnenheit eine der vier Kardinal-tugenden (Ideale der Selbst-Erziehung):

1.Klugheit: Fähigkeit situationsgemäß unter Verwendung der richtigen Mittel zu handeln.

2.Gerechtigkeit: Achtung vor der Würde des Selbst sowie der anderen.

3.Tapferkeit: Mittelweg zwischen Tollkühnheit und Feigheit.

4.Besonnenheit: Umgang mit den eigenen Bedürfnissen als Mittelweg zwischen Ausschweifung und Selbstunterdrückung.

Aristoteles zählt die Besonnenheit in seiner Niko-machischen Ethik zu den ethischen Tugenden.
In der Stoa ist die Zurückhaltung von zu raschem Urteilen für den Weisen wichtig. Sie wird als Epoche (altgriechisch έποχή) bezeichnet, was auch so viel wie innerer „Haltepunkt“ bedeutet.

Für Epikur ist Unerschütterlichkeit bzw. Ataraxie für den Seelenfrieden unabdingbar. Horaz spricht von der Mäßigung als „goldene Mittelmäßigkeit“ (aurea mediocritas). Er will damit den rechten Mittelweg einschlagen zwischen allzu hohem Streben und verächtlicher Niedrigkeit (ne quid nimis).

Bei Paulus ist die Besonnenheit eines der beiden Kriterien für die richtige Anwendung der Charismen (Röm 12,3-8 EU). Allerdings müsse sie dazu mit Bescheidenheit einhergehen. Zugleich gilt sie als eine Gabe des göttlichen Geistes (2 Tim 1,7 EU)

Der Anthroposoph Rudolf Steiner sieht unter Berufung auf Immanuel Kant in der kritischen Besonnenheit das Gegenteil von Naivität.

Auch im Islam spielt die Besonnenheit eine Rolle. So heißt es nach der Überlieferung von Sahl Ibn Sa`d (r): Allâhs Gesandter (SAAW (ṣall Allāhu ʿalay-hi wa-sallam)) hat gesagt: „Besonnenheit ist von Allâh und Hast vom Teufel“.
Doch wird vor einer einseitigen, überbetonten oder unkritischen Besonnenheit auch gewarnt, da sie in die Tatenlosigkeit (Trägheit) abgleitet.
Besonnenheit repräsentiert eine harmonische Regelung, d.h., die einzelnen Abläufe zwischen den neuronalen Konstituenten geschehen konfliktfrei.


25
Jan
2016

einstmals


im Mai

wir lagen unter dem Feuer
der Nacht

kühl blieb nur
der Wind über der Nacht
am Meer

er wehte von nirgendwo her


25.1.2015
+ Ulrike Schmid


Tagebuch



Selbst offenbart sich
Ich versuche zu verstehen
Was Es mir verrät.


24
Jan
2016

Spirale



der Tag befriedigt
den Vordergrund

wenn es Nacht wird,
stehen die Fragen auf

als ob wir nicht anders können
als nach dem Grund zu suchen

warum wir hier sind
wer wir sind
was uns am Ende erwartet

ein Gen, eine Intuition ?

alles ist dagegen schal und
unbefriedigend

außer der Sehnsucht, uns
selbst zu begegnen

und damit der Antwort
nach dem Grund
unseres Daseins auf Erden


24.1.2015
+ Ulrike Schmid


Besonnenheit


Besonnenheit bezeichnet, im Unterschied zur Impulsivität, die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen die gewissenhafte Korrektur die Oberhand behalten lässt, um vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen oder gar gewissenlose Taten zu vermeiden.

Sokrates preist den besonnenen Gleichmut als besondere Tugend. In Platons Dialog Charmides wird die Frage, was Besonnenheit sei, damit beantwortet, das Seine und damit das Gute zu tun. Besonnenheit ist dadurch für Sokrates gleichbedeutend mit Selbsterkenntnis.

Bei Platon ist Besonnenheit eine der vier Kardinal-tugenden (Ideale der Selbst-Erziehung):

1.Klugheit: Fähigkeit situationsgemäß unter Verwendung der richtigen Mittel zu handeln.

2.Gerechtigkeit: Achtung vor der Würde des Selbst sowie der anderen.

3.Tapferkeit: Mittelweg zwischen Tollkühnheit und Feigheit.

4.Besonnenheit: Umgang mit den eigenen Bedürfnissen als Mittelweg zwischen Ausschweifung und Selbstunterdrückung

Aristoteles zählt die Besonnenheit in seiner Niko-machischen Ethik zu den ethischen Tugenden.
In der Stoa ist die Zurückhaltung von zu raschem Urteilen für den Weisen wichtig. Sie wird als Epoche (altgriechisch έποχή) bezeichnet, was auch so viel wie innerer „Haltepunkt“ bedeutet.

Für Epikur ist Unerschütterlichkeit bzw. Ataraxie für den Seelenfrieden unabdingbar. Horaz spricht von der Mäßigung als „goldene Mittelmäßigkeit“ (aurea mediocritas). Er will damit den rechten Mittelweg einschlagen zwischen allzu hohem Streben und verächtlicher Niedrigkeit (ne quid nimis).

Bei Paulus ist die Besonnenheit eines der beiden Kriterien für die richtige Anwendung der Charismen (Röm 12,3-8 EU). Allerdings müsse sie dazu mit Bescheidenheit einhergehen. Zugleich gilt sie als eine Gabe des göttlichen Geistes (2 Tim 1,7 EU)

Der Anthroposoph Rudolf Steiner sieht unter Berufung auf Immanuel Kant in der kritischen Besonnenheit das Gegenteil von Naivität.

Auch im Islam spielt die Besonnenheit eine Rolle. So heißt es nach der Überlieferung von Sahl Ibn Sa`d (r): Allâhs Gesandter (SAAW (ṣall Allāhu ʿalay-hi wa-sallam)) hat gesagt: „Besonnenheit ist von Allâh und Hast vom Teufel“.

Doch wird vor einer einseitigen, überbetonten oder unkritischen Besonnenheit auch gewarnt, da sie in die Tatenlosigkeit (Trägheit) abgleitet.

Besonnenheit repräsentiert eine harmonische Regelung, d.h., die einzelnen Abläufe zwischen den neuronalen Konstituenten geschehen konfliktfrei.

23
Jan
2016

Erlösung


hohe Emotionen, nur flüchtig
abgedeckt

das innere Gegenüber schreckt aus
Träumen auf

auf Asche und Asphalt
scheinen Hyänen auszuharren

sie lungern auf dumpfer Lava rum

ein Stück Brot

ein Versehen

sofort schnappt heiße Energie zu

kein Tisch gedeckt, ein Mahl nicht
zubereitet

Kampf um das letzte Stückchen
Dreck

jemand

kommt. mit Schüssel, Wasser, Tuch

hockt sich nieder und bedeckt
müde Füße mit Demut, Gnade

die Seele brennt

bereit
sich anzunehmen


23.1.2015
+ Ulrike Schmid


Ärger


Als heftiges Gefühl der Unzufriedenheit und leichter Wut signalisiert Ärger, dass etwas, das geschieht, nicht passt.

Ärger verhindert, dass man das übersieht und darunter leidet.

Wenn der Mensch sich ärgert, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder er ärgert sich heimlich auf und isoliert sich, weil er sich seines Ärgers schämt oder vielleicht cool "über allem" stehen will. In diesem Fall frisst sich Ärger zerstörerisch in Magen und Herz.

Gewöhnlich erregen auffällige Wahrnehmungen Aufmerksamkeit. Missfallen diese aber, dann geht Aufmerksamkeit in Ärger über. Diese emotionale Dominanz optimiert Verhaltensmuster wider ärgerliche Störungen.

Dieser natürliche Korrekturmechanismus versagt, sobald sich Vernunft einmischt und Ärger in Streit oder gar Krieg überführt.


22
Jan
2016

Kindheitstraum


der Tag
lebt aus Erinnerungen

die Nacht
bereitet sie auf

aus dem tiefen See
der ins gestern führt

Kinder
gestalten Lebensraum

sie tanzen
in dem verschwiegenen Haus


22.1.2015
+ Ulrike Schmid


Naturbegabte Wahrnehmung


Steuern beeinflusst das automatisierte neuronale System aufgrund einer Nachricht bzw. einer Infor-mation oder Reizes.
Steuern ist die beabsichtigte Beeinflussung (durch Information, Nachricht, Reiz, Input) des Verhaltens eines Systems
Die Geburt des vernunftbegabten Lebwesens bedeutet den Verlust naturbegabter Wahrnehmung.
Der biblische Mythos von Adam und Eva im Paradies ist eine von vielen Überlieferungen, welche das Geheimnis einer verlorenen Heimat der Menschheit offenbart.
In ihnen ist eine Botschaft verborgen, die weit über die einfache Vorstellung einer heilen Welt hinausgeht.

Fast alle Völker der Erde kennen Mythen über die Entstehung der Welt und des Menschen und darüber, wie der Mensch sich von Gottes ursprünglicher Schöpfung entfernte. Hier geht es um die Entschlüsselung der spirituellen Botschaft, die allen Paradies-Mythen zugrunde liegt. Sie ist universell und zeitlos: Es gibt eine ursprüngliche Welt, die vor unserer sterblichen Natur existierte und in der die Menschheit einmal ihre Heimat hatte.

Diese Welt existiert für Religionen immer noch, und es gibt für religiöse Menschen einen inneren Weg dorthin zu einem völlig neuen Bewusstseins- und Lebenszustand in der sogenannten Gegenwart Gottes.

Es ist die Steuerung der Gefühle durch eine verwirrte Vernunft und verirrte Widerspiegelung geträumter Fantasien.

Gefühle aber regeln natürliche Gedanken, das sind reflektierte Automatismen. Fühlen und Denken wechselwirken. Als Emotionen dominieren vor allem gefühlte körperliche Eigenschaften . Als Empfindungen dominieren vor allem Erfahrungen und Erinnerungen.


21
Jan
2016

Symbiose


der Körper lacht
wenn die Seele freundlich ist

das Herz atmet auf
wenn die Sinne zu ihm führen

Lebensfreude nistet sich ein
wenn Intuition den Tag bestimmt


21.1.2015
+ Ulrike Schmid


Verlorenes Paradies


Solange sich das Selbst ausschließlich harmonisch durch Grundbedürfnisse organisiert, wendet sich diese Selbstorganisation weder gegen die innere noch äußere Natur. Aggressionen sind unbekannt, Kriege und Streit können deshalb auch nicht entstehen.

Die Bedingung für die Möglichkeit, dieses Glück zu verlieren, entsteht durch die Befähigung, von Refle-xionen mittels Sprachzeichen zu abstrahieren. In dem der Mensch zur Sprache findet, entdeckt der Möglichkeit, über das Sein der Dinge losgelöst von ihrem Werden zu entscheiden. Der Verlust der unmittelbaren Beziehung zum Seienden lässt das vernunftbegabte Lebewesen den natürlichen Kontakt verlieren und sich unvernünftig verhalten.

Werden wird nicht mehr intuitiv erfahren, sondern vernünftig als Gegenwart aus Vergangenheit und für die Zukunft. Gegenwart als Sein legt sich als Schein über das Werden und entzieht Erleben unmittelbarer Vergegenwärtigung.

Bewusstsein als Momentaufnahme des Werdens verfestigt den Schein von Sein.

Diese Täuschung wird in der Geschichte Abendlän-discher Kultur vollkommen unterschiedlich dargestellt, nämlich religiös als Sündenfall im Paradies und philosophisch als Grundlegung der Metaphysik.

Beide Darstellungen sind bereits Inszenierungen der Vernunft, verdecken also die eigentliche Entstehung vor aller Vernunft.

Der im Paradies verbotenerweise gewonnene Erkenntniswert bringt dem vernunftbegabten Lebewesen kein Glück. Aufgrund seiner schlechten Erfahrung mit dem Gott des Paradieses ersinnt es sich neue Götter. Aber statt dadurch die Harmonie seiner Seele zurückzugewinnen, zerfällt sein Glauben in Vielgötterei, an der er nach und nach verzweifelt.

Der Streit der Götter untereinander steigert die Sui-zidraten unter den Gläubigen so, dass sich damalige Philosophen intensiv Gedanken machen über die Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen.

Der Philosoph Sokrates überlegt zunächst, was Gläubige eigentlich am Göttlichen fasziniert. Es ist das Geheimnisvolle des Unsichtbaren, Allumfassenden.

Sokrates entdeckt jene Frage, welche sowohl nach dem Allgemeinen als auch nach sinnlich nicht Vernehmbaren sucht. Dem göttlichen Wesen entsprechend darf nämlich der religiöse Ersatz weder sinnlich vernehmbar noch vergänglich sein.

Der Mythos erzählt, dass der Spiegel zerbrochen sei, weil Eva ihr Selbst Gott gleich stellen wollte. Der Mythos vom Sündenfall im Paradies aber enthält selbst einen Bruch, nämlich den Widerspruch zwischen dem Genuss der Frucht vom Baum der Erkenntnis und ihrer Wirkung auf das erkenntnislose Paar Adam und Eva.

Wie sollen Wesen bar jeglichen Erkennens verstehen können, was der Baum der Erkenntnis oder „gottgleich“ in Wahrheit bedeutet. So verhält sich Eva typisch spontan neugierig. Durch die Verlockung der köstlich erscheinenden Frucht verführt, greift sie zu, in etwa nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“.

Aber statt zu erkennen, zerreißt es ihr Selbstbild, und das Bewusstsein zerspringt bzw. zerfällt in einzelne Vorgänge. Sinnliches Wahrnehmen der Nacktheit wird übermächtig und zur Bedrohung durch Unanständiges, das vor Gott verborgen gehalten werden muss.

Der Mythos vom Paradies stellt Erkennen als Vergehen dar. Der Mensch bricht mit seiner Natur. Er erfährt den Verlust ursprünglicher Naturverbundenheit als Vertreibung aus dem Paradies.

Was aber steckt hinter dem Traumbild vom Paradies?
Welches Erleben eines traumatisierten Menschen sollte hier sichtbar werden?

Es liegt nahe, eine zufällige fantastische Traumspielerei zu vermuten und die grandiose Idee, diese als Wirklichkeit darzustellen.


20
Jan
2016

Reigen


die Melodie
weckt die Bilder auf

ein Tuch flattert
Glocken läuten

ein Stern
spricht von Erinnerungen

von der Zeit
von dem Meer

von dem großen Traum
der durch die Tasten

aufersteht


20.1.2015
+Ulrike Schmid


Erwachen der Gier


Das Reflektieren alternativer Bilder weckt die Gier nach Mehr. Überzogenes Grundbedürfnis kehrt sich in Machtbedürfnis. Übersteigerte Neugier verkürzt Räume und beschleunigt Zeiten. Das habgierig ge-wordene vernunftbegabte Lebewesen macht sich die Erde nicht untertan, sondern zerstört sie.
Die ‚schlafende’ Vernunft der Naturvölker bringt das Glück natürlicher Bescheidenheit zum Vorschein. Im Einklang mit der Natur entwickelt das afrikanische Naturvolk einzigartige Überlebensstrategien. So bil-den sie über Jahrtausende in einer lebensfeindli-chen Umgebung, der Wüste die Fähigkeit des Langstreckenlaufs.
Die San verfolgen ein von Pfeilen verletztes Tier so lange, bis dieses vor Erschöpfung aufgibt. Seit über zehntausend Jahren leben die San die Wüste in der Kalahari im südlichen Afrika. In Jahrtausenden hat sich ihr Leben nicht verändert.
Sie nehmen zum täglichen Leben das, was ihnen die Natur schenkt, mehr nicht. Sie kennen etwa zweihundert nutzbare Pflanzenarten. Sie leben mit und von der Natur. Es gibt keine sichtbaren Verän-derungen bei den San. Es gibt keinen Streit, keine Häuser, keine Schrift, keine Mathematik, keine Ast-ronomie. Sie führen keine Kriege. Wachstum und Fortschritt ist ihnen fremd.
Sie erscheinen zivilisierten Völkern primitiv. Sie be-wahren die Natur und leben dort, wovon der Mythos erzählt: im Paradies. Sie nehmen nur das, was für sie von Natur aus verfügbar ist.
Das Leben der Aborigines in Australien ist sogar seit fast vierzigtausend Jahren unverändert.

Ohne Beteiligung der Vernunft wird der Zuwachs von Reflexionspotential von der Natur beschränkt und innerhalb von Wiederholungen genutzt. Zufolge dieser Ökonomie ändert sich im Leben der Aborigi-nes auch im Verlauf von dreißigtausend Jahren nichts Nennenswertes. Infolgedessen bleibt auch die Natur unverletzt.
Vernunft wird aus dem gestörten Grundbedürfnis nach Schutz geboren. Um sich hinreichend schützen zu können, braucht man ausreichend Macht.

Das Bedürfnis, sich abzusichern schlägt in Gier um. Das eigene Wohlbefinden nicht mehr das der Gruppe dominiert, Geltungssucht und Statusdenken dominieren.

Ohne Gier gäbe es keinen wirtschaftlichen Konkurrenzdruck, keine Weiterentwicklung, keinen Wohlstand. Nicht das Wohlwollen, sondern der Egoismus des Bäckers sorgt dafür dass wir unser Brot bekommen. Der Beruf wird um so besser gewählt, je mehr er der Selbstbefriedigung dient. Das Selbst ruft, und das Ich fühlt sich berufen.


19
Jan
2016

carmargue


fließende Konturen
etwas schwebt
in einer anderen
Dimension

der Duft von Zitronen
Mäander von Traum

etwas ist
das nicht ist
etwas bleibt

der Geschmack von Leben
der außerordentliche Traum


19.1.2015
+ Ulrike Schmid


Ahnungslose Vernunft


Vernunft verdankt ihr Entstehen einer neuronalen Störung des Urinstinkts. Durch diese neuronale Störung wechselt Steuerung in Regelung, d.h. die Organisation des Verhaltens.

Durch situative Alternativen entsteht Information, die Entscheidungen herausfordern. So wird Werkzeug notwendig, weil das, was zu tun ist, ohne Hilfsmittel nicht mehr getan werden kann. Wenn Früchte an einem Baum zu hoch hängen, wird ein Stock benötigt, um sie erreichen und herunterschlagen zu können.

Störungen der Befriedigung von Grundbedürfnissen führen zu Reflexionen von Sinneseindrücken. Reflexion bedeutet hier das Entwerfen alternativen Bil-dern:

Beispiel:
Frucht pflücken und sie verzehren.
Alternatives Bild: Frucht hängt zu hoch, um sie pflücken zu können, als braucht man einen Stock, um sie herunter schlagen zu können.

Das, was frühe Philosophen „Vernunft“ nennen, entsteht, weil unbefriedigte Grundbedürfnisse nach Alternativen verlangen.

So entsteht Religion, weil das schutzlose Lebewesen Hilfe braucht. Weil es Naturkatastrophen schutzlos ausgeliefert ist, fantasiert es Götter, die ihm unter bestimmten Bedingungen helfen.

Fantasie als bildgebende Kraft schafft fehlende al-ternative Bilder. Dank dieser Schaffenskraft spaltet sich Bilderleben (fantasieren) in Bilder-Leben (Fan-tasie) und Bild-Erleben (Reflexion):

Vernunft = Bewusstwerden = Bilderleben = Bild-Erleben / Bilder-Leben

Die Entdeckung der Reflexion entwickelt sich zur Reflexion der Reflexion. Zu den Bildern kommen Sprachzeichen als Mittel zum Zweck der Reflexion, wenn Bilder nicht verfügbar sind; Philosophieren entwickelt sich.

Die Erfahrung des Bewusstwerdens lässt vergessen, dass sich dieses letztlich instinktgesteuert (im Unbewussten) organisiert. Als Abschattung des Instinkts bleibt die Vernunft ahnungslos. Triebe treiben das ‚vernunftbegabte’ Lebewesen ahnungslos durch Raum und Zeit.


18
Jan
2016

doppelbrechender Kristall


wenn Liebe

die Unwahrscheinlichkeit selbst ist,
die uns immer wieder berührt,
die wir immer wieder umarmen

dann ist sie

wahrscheinlich stets beteiligt
in all unserem Fühlen und Tun

weil sie Grund des Leben ist


18.1.2015
+ Ulrike Schmid


Emotionale Intelligenz


Gefühle sind Wechselwirkungen (⇔) zwischen Innen- und Außenwelt: Physiostruktur ⇔ Psychostruktur.
Affektion (Stimmung) ⇔ Emotion (Einstellung) konstituieren die situative, subjektive Grundbefindlichkeit eines Menschen.

Die Wechselwirkung „Affektion ⇔ Emotion“ bestimmt die Identifikation bzw. Interpretation eines Ereignisses:

Reiz ⇔ Erfahrung = Identifikation.

Bewusstwerden vollzieht sich als Gleichzeitigkeit von „Reiz ⇔ Erfahrung = Identifikation“ und „Reiz ⇔ Erfahrung = Identifikation“.

(Reiz Erfahrung)/(Affektion<=>Emotion) = Gefühl

Als Ausweis des jeweiligen emotional rationalen Verhältnisses gilt die subjektive oder intersubjektive Befindlichkeit.

Strukturieren von Empfindungen hilft Gefühle deutlicher wahrzunehmen und besser zu verstehen. Gefühle formen Gedanken, bevor sich diese verstandesmäßig gestalten.

(Wahrnehmung)/Affektion + (Erfahrung)/Emotion = Bewusstsein/(Gefühl) = Selbst

Als Bildungskomponenten des Selbst(- Bewusstseins) zeigen sich Gefühle als Bilderleben:

(Bild-Erleben)/(Bilder-Leben) = Bilderleben = Bewusstwerden

Beispiel:

(Vergänglichkeit)/(Laubbäume im Herbst) = Trauer = Erinnerungen


17
Jan
2016

Liebe


wenn wir uns begegnen
als träumten wir
den Traum eines Lebens
so weit entfernt

das Licht verbindet
das Gefühl mit dem Selbst
wir ahnen dass wir
gebunden sind

an das Gesetz der Natur
das Licht ist der Verweis
für die Energie, die uns
selbst erhält


17.1.2015
+ Ulrike Schmid


Gefühle - Gedanken der Seele


Im abendländischen Denken gelten Verstand und Gefühl, Rationalität und Emotionalität als Gegensätze. Logik und Intuition werden gleichsam gegeneinander ausgespielt.

Dieser Umgang aber widerspricht alltäglichen Erfahrungen. Im Alltag gelangen Gedanke und Gefühl als feste Verbindung zum Vorschein. Wenn sich jemand über sommerliches Wetter freut und daran denkt, an den Strand zu fahren, dann erscheint diese Freude als gefühlsmäßiger Ausdruck dieses Vorhabens. Die Seele kommentiert diese Absicht als erfreulich, um für die Verwirklichung zu motivieren. Der Gedanke der Seele beinhaltet folglich einen Kommentar zum Gedanken des Verstandes. Dieser emotional-rationale Dialog findet im abendländischen Denken kaum Beachtung.

Infolge dieser Missachtung wird nicht erkannt, dass die Gedanken der Seele limbische Mitteilungen des Unbewussten sind, und jene Formen ausmachen, in welchen Gedanken sich gestalten.

‚Bauchgefühl’ oder Intuition aber ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetz-mäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Ge-brauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen.

Wir haben weitgehend verlernt, auf intuitive Eingebungen zu hören. Wir haben vergessen, die Leiden-schaft des Erkennens zu erfahren. Analog zum Bewusstwerden als:

• Wahrnehmen,
• Betrachten,
• Beobachten,
• Begreifen,
• Umsetzen.

existiert Empfinden als:

• Affizieren,
• Aufspüren,
• Interessieren,
• Motivieren.
• Engagieren

Ich schlendere durch den herbstlichen Park. Das bunte Laub der Bäume beeindruckt mich (Affektion). Ich spüre einen Hauch von Vergänglichkeit. (Empfindung). Ich überlege ein Gedicht über den Herbst zu schreiben. (Interesse). Das Gedicht „Das ist der Herbst“ motiviert mich.

Das ist der Herbst

Das ist der Herbst; die Blätter fliegen,
Durch nackte Zweige fährt der Wind;
Es schwankt das Schiff, die Segel schwellen –
Leb wohl, du reizend Schifferkind! –

Sie schaute mit den klaren Augen
Vom Bord des Schiffes unverwandt,
Und Grüße einer fremden Sprache
Schickte sie wieder und wieder ans Land.

Am Ufer standen wir und hielten
Den Segler mit den Augen fest –
Das ist der Herbst! Wo alles Leben
Und alle Schönheit uns verlässt.

Theodor Storm (1817 – 1888)


Das Gedicht bringt zum Vorschein, dass Gefühle Ereignisse nicht wie Begriffe eingrenzen, sondern offen halten für subjektive Auslegungen.
Dennoch existiert neben rationaler Intelligenz auch emotionale Intelligenz. Gefühle ordnen Bewusstwerden analog zu Begriffen.


16
Jan
2016

Spiegelung




ein See
ein gläsernes Haus

Licht spiegelt sich

im Glas, im Wasser,
im Licht

es sammelt sich

16.1.2015
+ Ulrike Schmid


Brechung



ist das Bewusstsein
beschädigt
durch einen
ungelebten Traum

dann heften sich
die verlorenen Bilder
in sich gekehrt
an den Saum

Bild für Bild will
aufgehoben sein
bis das Gefühl
im Licht steht


16.1.2015
+ Ulrike Schmid


Inneres Licht


Im Gegensatz zu rationalem Verstehen wird emoti-onales Erkennen arg vernachlässigt. Dieses Vernachlässigung steht im Gegensatz zum alltäglichen Erleben. Dieses wird fast nur emotional geregelt. Im Alltag richten wir uns meistens nach dem sogenannten ‚Bauchgefühl’ . Weitaus weniger wird verstandesmäßig entschieden. Die emotionale Dominanz im Alltag wird den wenigsten bewusst.

Profis meinen, dass sie Vieles routiniert bzw. automatisiert erledigen. Tatsächlich entscheiden aber Gefühle, welche Routinen wie ausgeführt werden.

Im Spitzensport wird die Rolle des Gefühls besonders deutlich. Deshalb versucht man sich durch mentales Training auf einen Wettkampf positiv einzustimmen.

Das Gefühl ist der wichtigste Gradmesser des Verhaltens. Unlust ist ein deutliches Anzeichen für inadäquates Verhalten. Regelmäßiges Missachten gefühlsmäßiger Kommentare führt zwangsläufig zum sogenannten Burn-out.

Emotionale Rückkopplungsfunktionen versagen und körperliche, seelische, geistige Vorgänge organisieren sich so unkontrolliert, dass es zum Zusammenbruch des gesamten Systems kommt.

Unterschätzung der Rolle des Gefühls während des Erkennens führt zum Tunnelblick des Verstandes. Allein gefühltes Erkennen führt jenem Lichtblick, welchen Philosophen „Einsicht“ nennen.

Wahre Einsicht offenbart sich als Erfahren inneren Lichts. Lichtblick und Einsicht sind Synonyme. Aber wem wird diese neurologische Wirkung überhaupt bewusst?
Einsicht steht für den klaren inneren Blick auf etwas.


15
Jan
2016

Innenbilder


die Sprache der Seele
kennt nur Bilder

denen sie selbst ihr
Leben gibt

leuchtende Flächen
Gestalten aus Licht

im Tanz des Lebens

Traum der Vernunft


15.1.2015
+ Ulrike Schmid


Kunst ohne Zweifel


Künstlerisches Schaffen offenbart Wahrheit. Was ins Werk gesetzt wird, das wird durch Betrachten subjektiv ausgelegt.
Im Gegensatz zur empirisch beweisbaren, objektiven Richtigkeit lässt sich Wahrheit allein subjektiv begreifen. Was Musik, Malerei oder Dichtung zum Ausdruck bringt, das lässt sich niemals verallgemeinern. Es ist gleich gültig, ob das, was ins Werk gesetzt wird, von einzelnen oder vielen auf bestimmte Art und Weise subjektiv erfahren wird.

Jedoch empfinden die meisten nicht mehr, was sich ihnen als Wahrheit offenbart. Sie trauen ihren Empfindungen nicht. Sie wollen in der Regel sich selbst nicht wahr haben. Stattdessen flüchten sie sich in überzogene, Weisheiten. Andere vertrauen wiederum auf wissenschaftliche Fragmente der Wirklichkeit.

Allein Kunst vermag Wahrheit in Werk zu setzen, also Subjektives zu objektivieren. Aber ins Werk gesetztes Subjektives entzieht sich jeglichen wissenschaftlichen Zugriffen.

Extreme Fantasietätigkeit führt zu emotionalen Überreaktionen, die zu verstärkter Aktivitäten der inneren Stimme bis hin zu Visionen führen können.

Nicht wenige sensible Menschen empfinden solche Aktivitäten als inneren Ruf Gottes und fühlen sich zu besonderem religiösem Leben im Dienste Gottes berufen.

Besondere Riten wie beispielsweise Askese und Gebete führen dann dazu Transmissionen der Intelligenz oder eines besonderen Talents zu zügeln bzw. einzuschränken.

Ähnliche Wirkungen können aber auch durch ein karges, ärmliches Leben hervorgerufen werden.

Die vielleicht bekannteste und zugleich früheste überlieferte Vision ist die des Moses (8. Jh. v. Chr.). Es ist die Vision vom brennenden Dornbusch. Es wird in der Bibel erzählt, dass Moses viele Jahre die Herden seines Schwiegervaters Jitro hütete.

Eines Tages weideten die Schafe und Ziegen auf den saftigen Weiden an den Hängen des Berges Sinai. Moses blickte in die Ferne, und er traute seinen Augen nicht.

Er erblickte einen brennenden Busch, der nicht verbrannte. Neugierig näherte sich Moses.

Da hörte er plötzlich eine Stimme. Sie kam aus dem brennenden Busch und sagte: "Zieh deine Schuhe aus, Mose! Du stehst auf heiligem Boden."
Moses spürte intuitiv, dass es Gott war, der zu ihm sprach.
Er gehorchte, und Gott sagte: "Ich bin, der ich bin.
Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Ich habe die Klagen und Bitten meines Volkes gehört, das in Ägypten in der Sklaverei lebt. Und ich werde es retten. Du Mose, sollst es aus Ägypten in ein Land führen, das ich den Nachkommen Abrahams versprochen habe. In diesem Land werden Milch und Honig fließen. Und dich Moses, sende ich nun zum Pharao."

Dieser Auftrag ist für einen Hirten in der Wüste nicht gerade naheliegend. Offenbar ist allen Visionen gemeinsam, dass sie Menschen überraschen, die über die Kraft verfügen, ihnen zu entsprechen.

Moses macht erst gar nicht den Versuch, sich als Hirte darzustellen, der dazu nicht in der Lage ist, weil er ja nichts gelernt und aus sich gemacht habe und nur ein dummer Hirte geblieben ist.

Anders als bei Hildegard von Bingen wird Moses’ Vision nicht durch innere Prozesse vorbereitet und auch nicht theologisch, sondern religiös gedeutet. Die Vision überrascht. Wahrnehmungsreize bzw. Überreizungen könnten sie ausgelöst haben.

Beide Visionen zeichnen sich als Kraftgeber aus und ermöglichen dadurch außergewöhnliches mutiges Verhalten. Unbefriedigend bleibt in beiden Fällen, dass sie als Ereignisse des Glaubens natürlicherweise (neuronal bedingt) analytischem Denken verschlossen bleiben.

Auch der Mythos basiert auf einer Überreaktion der neuronalen Transmissionen der Fantasie.

Über die Vertreibung aus dem Paradies selbst berichtet niemand. Dieser katastrophalste Augenblick der Menschheit wird verdrängt. Religionen vermeiden angestrengt eine redliche Offenlegung dieses Ereignisses.

Philosophie vermag solchen Ursprung nicht in den Blick zu nehmen, und auch Kunst setzt nichts ins Werk.

Seit Jahrtausenden wird der Paradies-Mythos verdrängt. Andererseits wird von Religionen so getan, als hätte alles genau so stattgefunden. Niemand streicht diesen Anfang aus dem Buch der Bücher. Stattdessen sammeln sich weitere Mythen an. Das Buch Moses ist voll davon.

Es bleibt dabei, der Gott der Religionen verbleibt im Dunkel der Mythen.

Zu allem Unglück hat sich das Trauma Paradies tief ins Unterbewusste des Menschen eingegraben. Aber Erinnerungen sind nicht kräftig genug, um Wahrheit zu vergegenwärtigen. Ahnungen lassen vermuten, wesentlich Existentielles verloren zu haben.

Vage Vermutungen zwingen zu suchen. Diese Zwangsneurose nötigt zum Glauben an den strafenden Gott des Paradieses. Religionen aber schaffen so großartige Bestimmungen ihres Gottes, dass selbst Wissenschaften nicht zu widersprechen vermögen.

Sokrates und Platon sind bislang die einzigen Philo-sophen, denen es gelingt, ein annehmbares Kom-plement zum Mythos aufzuzeigen.

Um vor dem Göttlichen überhaupt bestehen zu können, muss die von den beiden Philosophen entdeckte Welt natürlich die gleichen Wesenseigenschaften aufweisen wie die göttliche.

Die philosophisch gedachte Welt darf nicht von dieser Welt, also von Menschen gemacht sein. Diese Welt muss ebenso unsichtbar wie ewig sein. Zudem muss sie für den menschlichen Geist unerreichbar bleiben.

Dem Dichter Angelus Silesius werden die gleichen (inneren) Spiegelungen bewusst wie dem Philosophen Platon. Auch Platon betrachtet das Schauen der höchsten Idee als göttlich.

Durch die griechische Mythologie gelangt wahrscheinlich der erste, nämlich menschliche Grund der Götterwelt zum Vorschein. Es sind besonders begabte Seher, durch welche sich Gottheiten künstlerisch gestalten. Solche fantastischen Inszenierungen werden durch Priester missbraucht, indem sie sich ihrer aus Machtgier bemächtigen. Sie vergiften natürliches Glauben mit ihren Machtfantasien von einer jenseitigen Welt.

Heilige verinnerlichen solche fantastischen Vorstel-lungen so stark, dass sie Möglichkeit und Wirklichkeit verwechseln. Aber ihr Gott lässt sich nicht verallgemeinern, sondern immer wieder erneut in jeder Seele besonders initiieren.

„Gott lebt nicht ohne mich

Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben,

Werd' ich zunicht', er muß von Not den Geist aufgeben“.


Es ist wahrscheinlich, dass der Gottesglaube evolu-tionär bedingt physiologisch im Gehirn verankert ist. Das „Gottes-Gen“ (VMAT2-Gen), schreibt der Bio-chemiker und Verhaltensgenetiker Dean Hamer 2004 in seinem so betitelten Buch, ist für die Aus-schüttung chemischer Botenstoffe im Gehirn ver-antwortlich. Diese Botenstoffe steuern neben Stim-mungen u.a. auch religiöse Gefühle.

Die gewagte These vom Gottes-Gen begründet keinen biochemisch bedingten Gottesglauben.

Dass Kinder eine natürliche Tendenz, an Übernatür-liches zu glauben, besitzen, ergibt sich aus einem Ungleichgewicht zwischen Vernunft und Verstand. So wird alles Unerklärbare durch Glauben und nicht durch Wissen geregelt. Auch Erwachsene regeln in ihrem Alltag Vieles noch mit Aberglauben.

Aber nicht nur der Glaube, sondern auch unser Wissen erscheint uns vereinzelt zunächst als Glaube. Ein Axiom beispielsweise gelangt gleich einem Dogma zum Vorschein.

“Ich glaube an die Identität ‘a = a’ ” wie an die Dreifaltigkeit".

Viele Sätze beweisbaren Wissens waren ursprünglich nicht beweisbare Glaubenssätze. Eigene Vorstellungen sind häufig mehr als negative Utopie oder eine Art Fata Morgana des Bewusstseins.

Es scheint aber oft sehr schwierig, auszumachen, ob das Schauen innerer Spiegelungen des Unbewussten auf irgendeine Art und Weise schließlich doch Wahrheit offenbart.

Wird davon ausgegangen, dass der Mensch ver-nunftbegabt ist und die mythischen Hinweise eines Sokrates, Platons oder Moses zutreffen, dann könnte das menschliche Erbgut tatsächlich doch eine Art Gen enthalten, das religiöses Empfinden ermöglicht.

Den kanadische Neuropsychologen Michael Persinger[2] veranlasst dies zu folgender Überlegung: Wenn ich die fürs Religiöse zuständigen Hirnregionen eines Menschen stimuliere, verschaffe ich ihm damit auch religiöse Gefühle? Er entwickelte einen Helm, der ein sich bewegendes Magnetfeld erzeugt. Diesen Helm liess er Versuchspersonen zwanzig Minuten lang tragen. Vier von fünf Probanden beschrieben die ausgelösten Empfindungen als übernatürlich oder spirituell. Sie fühlten die Gegenwart eines höheren Wesens, eine Berührung Gottes, Transzendenz.

Demnach könnte ein allgegenwärtiges Wesen (“Geist in der Materie”) sich offenbaren, indem es das Gehirn beeinflusst und auf dem Weg der Spiegelungen religiöse Vorstellungen und Empfindungen erzeugt. Erscheinungen der Heiligen bekämen dann eine “natürliche” Erklärung.

Der “Umweg” über Spiegelungen des Glaubens sichert das kulturell bedingte, individuelle Verstehen und Auslegen des allgegenwärtigen Wesens. Alle Versuche, diesen Glauben in Wissen umzuwandeln, versagen.

Der göttliche Funke bleibt eine innere Entladung, die sofort nach Absinken höchster Konzentration erlischt.

Das vernunftbegabte Lebewesen neigt dazu physi-kalische Eigenschaften metaphysisch oder künstlerisch zu überhöhen. Der Mythos gestaltet meteorologische Erscheinungen zu Göttern um. Es ist die griechische Göttin Ge, die gute oder schlechte Ernten verursacht. Es ist Thor, der germanische Gott des Gewitters, der Blitze schleudert und donnert, wenn er grollt. Es ist ein Gott, den Moses im brennenden Dornbusch erblickt, und aus überschärfsten Sinneseindrücken werden noch heutzutage Erscheinungen von Schutzengeln geboren.
Überhöhte Vorstellungen während des Bewusstwerdens kommen durch psychisches Verfremden physikalischer bzw. physischer Prozesse zustande. Wider alle verfügbaren Erfahrungen spielt die Fan-tasie ver_rückt.


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Wolfgang F.A. Schmid

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