Das Rätsel des Daimonion
Als Daimonion bezeichnet Sokrates in der Überliefe-rung von Platon und Xenophon eine innere (‚göttliche‘) Stimme, die ihn davon abhält, etwas Unrechtes zu tun. Das lässt sich als Stimme des Gewissens verstehen. „Gewissen“ beinhaltet die Gesamtheit der Werte und Normen, der Gebote und Verbote, der Regeln und Gesetze, der Kenntnisse und Erkenntnis aufgrund von Erfahrungen.
Der innere Spürsinn wird demnach durch Erziehung und Bildung geschult. Die Annahme eines natürlichen Vermögens, Geschehen kennen und erkennen zu können, veranlasste die frühen Denker der Abendländischen Geschichte, den Menschen aufgrund dieses Vermögens als „vernunftbegabtes Lebewesen“ zu bestimmen. Das Vermögen selbst nannten sie „Denken“. Dieses Vorgehen ist nachvollziehbar, denn es braucht Namen, um Erkennen markieren und fixieren zu können.
Innere Wahrnehmungen, die sich übersinnlich gestalten und wirkliches Anwesen von hilfreichen Wesen spüren und empfinden lassen, gelten nicht als Fantasmata (eine Art Wahnvorstellungen), sondern als wirklich existierend.
Der griechische Schriftsteller Plutarch hat das sokratische Daimonion ausführlich erörtert. Hinweise auf die Existenz eines Daimonions finden sich auch in den Schriften der römischen Autoren Seneca und Marc Aurel . Augustinus deutet das Daimonion als Gewissen und legt die innere Stimme als Stimme Gottes aus. Thomas von Aquin deutet es sogar als Erkenntnisorgan der praktischen Vernunft.
“Die innere Stimme gilt je nach Ansicht den einen als Stimme der Seele, anderen als Sprache der Vernunft und wieder anderen als Ausdruck des Gewissens oder als Zuspruch des Geistes oder auch Stimme des Herzens. Mahatma Gandhi nennt die leise innere Stimme den einzigen Tyrannen, den er in dieser Welt anerkennt.“
„Du hast deine Kindheit vergessen, aus den Tiefen deiner Seele wirbt sie um dich. Sie wird dich so lange leiden machen, bis du sie erhörst.“
Und Friedrich Nietzsche sagt zur inneren Stimme:
“Es geht geisterhaft zu, jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen diese Geisterstimme nicht hören. Wir fürchten uns, wenn wir allein und stille sind, daß uns etwas in das Ohr geraunt werde, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit.”
“In dem Augenblick aber, wo uns alles verloren scheint, erreicht uns zuweilen die Stimme, die uns retten kann; man hat an alle Pforten geklopft, die auf gar nichts führen, vor der einzigen aber, durch die man eintreten kann, und die man vergeblich hundert Jahre lang hätte suchen können, steht man, ohne es zu wissen, und sie tut sich auf."
Woher die recht unterschiedlichen Namen für die innere Stimme?
“Das liegt daran, dass sich dieses Phänomen dem Wissen entzieht und allein dem Glauben offenbart. Der Glaube verfügt aber über keine eindeutigen Namen bzw. Begriffe, sondern allein über vielfältige und vieldeutige Hinweise, Zeichen oder Bezeichnungen.
Offenbarungen des Glaubens lassen ganz persönliche Deutungen zu wie beispielsweise auch das Wort „Gott“. Deshalb glaubt Sokrates seiner inneren Stimme, als einer göttlichen Eingebung und nennt sie deshalb auch seinen “daimonion”, also seinen persönlichen Schutzgeist, der Teil des Ichs ist.
Diese innere Stimme warnt ihn in entscheidenden Au-genblicken und hielt ihn von der Ausführung einer ge-fährlichen Absicht ab. Sokrates versteht das Daimoni-on, wie bereits gesagt, als eine Gegeninstanz zum Lo-gos, die das erkennt, was der Vernunft verborgen bleibt, und vom Falschen abrät, jedoch zu nichts rät.
Sein Daimonion schätzt Sokrates so hoch ein, dass er ihm auch gegen seine rationale Einsicht gehorcht. Da er es auch über die Götter stellt, wurde ihm sogar vor-geworfen, es als einen neuen Gott einführen zu wol-len.”
Unabhängig vom Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben des Verstandes offenbart die innere Stimme Empfehlungen des Gewissens.
Aus der inneren Stimme spricht nicht nur das Selbst des Ichs, sondern zugleich auch der Logos der Natur. Und was die innere Stimme nicht auszudrücken vermag, zeigt sie dem Dritten Auge in den inneren Bildern der Vorstellungskraft.
Wer künstlerisch schafft, ist begabt genug, sowohl die innere Stimme zu vernehmen als auch zu schauen, was das innere Auge zeigt.
Der Dichter hört die Worte, die er aufschreibt. Der Musiker hört seine Komposition, die er in Noten umsetzt, der Maler sieht die Bilder, die er ins Werk setzt.
Der künstlerisch begabte Mensch bedarf keiner Übung, um inneres Hören oder Schauen aus Kind-heitstagen zu erhalten.
Kinder folgen in ihrer Spielwelt ihrer inneren Stimme und dem, was ihnen das innere Auge fantasievoll zeigt.
Summa summarum: Denken erscheint als innerer Spürsinn, gleichsam als natürlicher Instinkt. Neugier scheint in Lebewesen von Natur aus angelegt zu sein, um das, was in ihm und um es geschieht entdecken zu können.
Diese Annahme beruht auf Beobachtungen von Erfahrungen in entsprechenden Situationen. Das ist möglich, weil das Bewusstsein wie ein innerer Spiegel wirkt. Bewusstwerden geschieht zugleich als fortlaufend beobachtbares Spiegeln inneren Geschehens. Auch dieser Vorgang lässt sich wiederum beobachten, was dann dem gleichkommt, was u.a. unter Philosophieren verstanden wird.
Der maßgeblich bestimmende Beweggrund besteht weniger darin, philosophieren zu wollen, sondern vielmehr darin, zu ergründen, ob Bedingungen der Möglichkeit eines Seins jenseits allen Daseins existieren.
Der innere Spürsinn wird demnach durch Erziehung und Bildung geschult. Die Annahme eines natürlichen Vermögens, Geschehen kennen und erkennen zu können, veranlasste die frühen Denker der Abendländischen Geschichte, den Menschen aufgrund dieses Vermögens als „vernunftbegabtes Lebewesen“ zu bestimmen. Das Vermögen selbst nannten sie „Denken“. Dieses Vorgehen ist nachvollziehbar, denn es braucht Namen, um Erkennen markieren und fixieren zu können.
Innere Wahrnehmungen, die sich übersinnlich gestalten und wirkliches Anwesen von hilfreichen Wesen spüren und empfinden lassen, gelten nicht als Fantasmata (eine Art Wahnvorstellungen), sondern als wirklich existierend.
Der griechische Schriftsteller Plutarch hat das sokratische Daimonion ausführlich erörtert. Hinweise auf die Existenz eines Daimonions finden sich auch in den Schriften der römischen Autoren Seneca und Marc Aurel . Augustinus deutet das Daimonion als Gewissen und legt die innere Stimme als Stimme Gottes aus. Thomas von Aquin deutet es sogar als Erkenntnisorgan der praktischen Vernunft.
“Die innere Stimme gilt je nach Ansicht den einen als Stimme der Seele, anderen als Sprache der Vernunft und wieder anderen als Ausdruck des Gewissens oder als Zuspruch des Geistes oder auch Stimme des Herzens. Mahatma Gandhi nennt die leise innere Stimme den einzigen Tyrannen, den er in dieser Welt anerkennt.“
„Du hast deine Kindheit vergessen, aus den Tiefen deiner Seele wirbt sie um dich. Sie wird dich so lange leiden machen, bis du sie erhörst.“
Und Friedrich Nietzsche sagt zur inneren Stimme:
“Es geht geisterhaft zu, jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen diese Geisterstimme nicht hören. Wir fürchten uns, wenn wir allein und stille sind, daß uns etwas in das Ohr geraunt werde, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit.”
“In dem Augenblick aber, wo uns alles verloren scheint, erreicht uns zuweilen die Stimme, die uns retten kann; man hat an alle Pforten geklopft, die auf gar nichts führen, vor der einzigen aber, durch die man eintreten kann, und die man vergeblich hundert Jahre lang hätte suchen können, steht man, ohne es zu wissen, und sie tut sich auf."
Woher die recht unterschiedlichen Namen für die innere Stimme?
“Das liegt daran, dass sich dieses Phänomen dem Wissen entzieht und allein dem Glauben offenbart. Der Glaube verfügt aber über keine eindeutigen Namen bzw. Begriffe, sondern allein über vielfältige und vieldeutige Hinweise, Zeichen oder Bezeichnungen.
Offenbarungen des Glaubens lassen ganz persönliche Deutungen zu wie beispielsweise auch das Wort „Gott“. Deshalb glaubt Sokrates seiner inneren Stimme, als einer göttlichen Eingebung und nennt sie deshalb auch seinen “daimonion”, also seinen persönlichen Schutzgeist, der Teil des Ichs ist.
Diese innere Stimme warnt ihn in entscheidenden Au-genblicken und hielt ihn von der Ausführung einer ge-fährlichen Absicht ab. Sokrates versteht das Daimoni-on, wie bereits gesagt, als eine Gegeninstanz zum Lo-gos, die das erkennt, was der Vernunft verborgen bleibt, und vom Falschen abrät, jedoch zu nichts rät.
Sein Daimonion schätzt Sokrates so hoch ein, dass er ihm auch gegen seine rationale Einsicht gehorcht. Da er es auch über die Götter stellt, wurde ihm sogar vor-geworfen, es als einen neuen Gott einführen zu wol-len.”
Unabhängig vom Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben des Verstandes offenbart die innere Stimme Empfehlungen des Gewissens.
Aus der inneren Stimme spricht nicht nur das Selbst des Ichs, sondern zugleich auch der Logos der Natur. Und was die innere Stimme nicht auszudrücken vermag, zeigt sie dem Dritten Auge in den inneren Bildern der Vorstellungskraft.
Wer künstlerisch schafft, ist begabt genug, sowohl die innere Stimme zu vernehmen als auch zu schauen, was das innere Auge zeigt.
Der Dichter hört die Worte, die er aufschreibt. Der Musiker hört seine Komposition, die er in Noten umsetzt, der Maler sieht die Bilder, die er ins Werk setzt.
Der künstlerisch begabte Mensch bedarf keiner Übung, um inneres Hören oder Schauen aus Kind-heitstagen zu erhalten.
Kinder folgen in ihrer Spielwelt ihrer inneren Stimme und dem, was ihnen das innere Auge fantasievoll zeigt.
Summa summarum: Denken erscheint als innerer Spürsinn, gleichsam als natürlicher Instinkt. Neugier scheint in Lebewesen von Natur aus angelegt zu sein, um das, was in ihm und um es geschieht entdecken zu können.
Diese Annahme beruht auf Beobachtungen von Erfahrungen in entsprechenden Situationen. Das ist möglich, weil das Bewusstsein wie ein innerer Spiegel wirkt. Bewusstwerden geschieht zugleich als fortlaufend beobachtbares Spiegeln inneren Geschehens. Auch dieser Vorgang lässt sich wiederum beobachten, was dann dem gleichkommt, was u.a. unter Philosophieren verstanden wird.
Der maßgeblich bestimmende Beweggrund besteht weniger darin, philosophieren zu wollen, sondern vielmehr darin, zu ergründen, ob Bedingungen der Möglichkeit eines Seins jenseits allen Daseins existieren.
wfschmid - 24. Mai, 08:25
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