17
Mai
2015

Innenwendung

Im Verlauf abendländischer Geschichte versucht das Denken immer wieder seine Grenzen zu überschreiten. Solche Grenzüberschreitungen haben meistens religiöse Gründe und werden von der Hoffnung getragen, die Grenzen des Endlichen überschreiten zu können, um möglicherweise etwas über eine zeitlose Existenz zu erfahren.

Solche Hoffnungen werden zwangsläufig enttäuscht. Ein Bereich jenseits des Denkens bleibt dem Verstand notwendigerweise verschlossen, denn es würde alles fehlen, was das Denken wesentlich auszeichnet.

Da sich Möglichkeiten endloser Existenzen als negative Utopien herausstellen, sieht sich das vernunftbegabte Lebewesen zwangsläufig auf sich selbst zurück verwiesen.

16
Mai
2015

Enttäuschung = Ende einer Täuschung

Ich habe mit Ulrike ausgemacht, dass, wer zuerst stirbt, dem anderen Zeichen gibt, ob es irgendwie weitergeht.

Als sie starb, ist ihre neue Armbanduhr exakt zu diesem Zeitpunkt stehen geblieben. Inzwischen nehme ich eher an, dass es sich nicht um ein Zeichen, sondern um einen grandiosen Zufall handelt. Es existieren weitere Ereignisse, die weniger Zeichen als vielmehr Projektionen zu sein scheinen.

Ich halte nichts von einer Existenzform, die sich für uns nicht erfahren lässt. Götter, die nicht in der Lage sind, sich persönlich mitzuteilen, sind krankhafte Einbildungen.

Warum das Ende religiöser Täuschung mit Lebensmüdigkeit einhergeht, mag mit plötzlicher allumfassender Sinnlosigkeit zu begründen sein.

15
Mai
2015

Es gibt Wahrheiten, die sich nicht beweisen lassen

Wahr ist, dass „a = a“ ist, aber dieser Satz lässt sich nicht beweisen. Es handelt sich um ein Axiom, also um eine nicht beweiswürdige Aussage.

Axiom ist eine Aussage a priori, also im reinen Denken angesiedelt.

14
Mai
2015

Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal

Körperliche, seelische, geistige Eigenschaften der Vernunft schaffen Existenz. Anders gesagt: Existenz ist das Geschick der Vernunft (Schicksal).

"Jeder ist seines Glückes Schmied!"

13
Mai
2015

Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.

Gewohnheit ist ein Verhaltensmuster das unter gleichartigen Bedingungen auch immer wieder gleich abläuft. Gewohnheiten entwickeln sich aufgrund von Wiederholungen des immer Gleichen.

Schließlich leiten wir unsere Verhaltensregeln aus vergleichbaren Verhaltensmustern ab. Nach solchen Regeln richten wir dann unsere Existenz aus.

12
Mai
2015

Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen

„Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten und Begreifen“ beschreiben als Komponenten des Verstehens Erkennen unzureichend.

Es bleibt ungeklärt, was geschieht, bevor wahrgenommen wird. Bekannt ist, dass im Ultrakurzzeitgedächtnis das aufbereitet wird, was wir vergegenwärtigen. Wahrscheinlich sind es vor allem unsere Triebe und Bedürfnisse, die dies beeinflussen. Diese Einflussnahme aber bekommen wir nicht mit.

Wie also herausfinden, was dort geschieht?

Das Meiste geschieht in uns wahrscheinlich, bevor etwas zu Sprache kommt bzw. uns bewusst wird.
Die Kunst, sich sehr modifiziert zu verlautbaren, gilt vor allem dem vernunftbegabten Lebewesen zu eigen. Vernunft ist das Vermögen, Gedanken zu steuern, natürliche Vorgänge zu antizipieren und zu simulieren, berechenbar zu machen und mitzuteilen

Aber jeder von uns hat zu jedem Wort allerdings seine eigene Vorstellung. Sobald jemand ein Wort hört oder liest, projiziert er diese seine Vorstellung in das Gehörte oder Gelesene. Indes glaubt er zu verstehen.

Wir verstehen, was uns andere mitteilen, indem wir uns an Erfahrungen erinnern und diese vergegenwärtigen.

11
Mai
2015

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte

Gedanken werden zumeist spontan bewusst. Es ist nicht das Ich, das denkt. Gedanken scheinen ohne unser Hinzutun hervor. Aber wir können sie überdenken, bevor wir sie mitteilen.

Mir fällt ein, was ich schreiben kann. Bevor ich das tue, kann ich überprüfen, was das besagt, was ich schreiben soll. Ich muss nicht alles schreiben, was mir einfällt. Aber wer oder was entscheidet eigentlich darüber? Meiner Ansicht nach ist es das Gewissen.

Gewissen bedeutet für mich „summa summarum“.
Insgesamt, alles in allem sind es meine bisherigen Erfahrungen, die mich in dem beeinflussen, was ich sagen oder verschweigen soll.

Während ich das schreibe, bemerke ich, dass das gar nicht zutrifft, was ich hier sage. Es ist Ulrikes Wunsch, dass ich jeden Tag einen Beitrag im Begriffskalender veröffentliche. Und es war zunächst das Gefühl der Trauer, über das ich schreiben wollte.

Die Scheu, das schon wieder zu tun, hielt mich davon ab. In Wahrheit ist es Eitelkeit, nicht schwach zu erscheinen. Da bot sich als Alibi der erste Satz des gestrigen Beitrages an.

Da ich zunächst nicht wusste, worüber ich schreiben sollte, wenn nicht über meine Trauer, nahm ich dieses Angebot gerne an. Ich sage das, weil ein Text gewöhnlich den tatsächlichen Beweggrund seiner Veröffentlichung nicht offenlegt.

Ich überlege. Was bringt dieser Exkurs eigentlich ein? Er zeigt jene Bewegungen, welche schließlich dazu führen, was ausgesagt wird.


Entschuldigung

Ein Gedanke zu mir kommt,
fragt, ob er mir auch frommt.
Das geht so unentwegt.
Keineswegs unüberlegt.

Gedanken sind Vorhaben,
verraten Dir Soll und Haben.
Bist Du ehrlich.
sind sie unentbehrlich.

Wer oder was besorgt Gedanken
und weist sie in ihre Schranken?
Unbewusstes öffnet die Tür.

Du kannst nichts dafür!

10
Mai
2015

Talmud (»Lehre«, Sammlung der Gesetze und religiösen Überlieferungen des Judentums)

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

9
Mai
2015

.






Ulrike G. Schmid

9. Mai 2015

Naturbestattung


13 Uhr








.

8
Mai
2015

Es tut so weh !

... und Einsamkeit wächst mit jedem Tag

Trauer schänkt Verhalten nicht unerheblich ein. Mit der Dehnung der Zeit verringern sich zugleich schöpferische Einfälle. Überfallende Bürokratie umhüllt den Trauernden wie ein Fangnetz. Vergesslichkeit desorientiert, und Verpflichtungen werden verdrängt.

Trauernde wirken auf andere wie Aussätzige.

7
Mai
2015

Wenn Du begreifen willst

Wenn Du begreifen willst, musst Du Schreiben. Das Denken zeigt sich Dir in Sprache. Du musst Gedanken aufschreiben, wenn Du sie behalten willst. Tust Du das nicht, dann schwinden sie ebenso schnell wie sie sich Dir gezeigt haben.

Unklar ist, wer sich was ausdenkt. Vermutlich sind es Neuronen, die mit Deinen Worten spielen und ihre Spielergebnisse in Deiner Sprache hervorscheinen lassen. Dein Text ist so persönlich wie Dein Fingerabdruck.

In Deinem Text drücken sich Deine Triebe und Bedürfnisse aus und prägen Deinen Textgeruch. Man muss einen Autor mögen können, um sich mit seinen Texten ernsthaft auseinandersetzen zu können. Ansonsten heißt es „Mir stinkt, was er schreibt!".

Sobald man sich nur schreibt, sondern miteinander spricht, macht sich unsere Sprache noch viel deutlicher körperlich bemerkbar. Es ist vor allem der Klang und Rhythmus der Stimme, der uns einnimmt oder zurückweichen lässt. Die Wahl der Worte bestimmt die Stimmung einer Begegnung. Es ist wichtig, die gleiche Sprache zu sprechen, wenn wir nicht missgestimmt auseinandergehen sollen.

Wer liest oder hört, spürt, was Schreiber oder Sprecher in Wahrheit meinen. Die Kunst des Lesens oder Hörens bedeutet, nicht zu entdecken, was gesagt, sondern das, was verschwiegen wird

6
Mai
2015

Zeiten der Trauer

In Zeiten der Trauer erfährst Du besonders besonders scharf zwei asoziale Prinzipien.

Kapital ist der höchste Wert einer kapitalistischen Gesellschaft: ‚GELD REGIERT DIE WELT!‘ „Haben Sie Ersparnisse?“ war die erste Frage der Pflegerin Schwester Ina vom katholischen Sozialdienst Stuttgart-West. Bevor sie sich um die Pflege kümmerte, erklärte sie mir erst einmal wie viel was kostet.

Jeder ist sich selbst der Nächste: „ABZOCKE IST KAPITALISTISCHE LIEBE!“ Kaum von den Pflegekräften erholt legen dich Bestatter rein.

Zeiten der Trauer sind vor allem in jeder Hinsicht teuer.

5
Mai
2015

Für Momo

Überfall

still und tief
grenzenlos und leer

Überfall
die kleine Seele trauert
um die Harmonie
des Vertrauten,
das Schutz und Wärme gibt;
in der Tiefe des Anverwandten
findet sie ihre Hoffnung wieder.
alles bleibt in einer Hand

Ulrike am 3. Januar 2015

4
Mai
2015

Erfahrungsurteil

Erkennen bedeutet etwas durch Erfahren einsehen. Einsehen beinhaltet Begreifen durch Wahrnehmen, Betrachten, Beobachten. Erkenntnis ernährt sich vorwiegend von dem, worüber jemand von Natur verfügt.

Begabung besorgt Erfahren, Gefühl gewichtet, Intelligenz ordnet und Vernunft wertet.

Erkenntnis ist erfahrene, gefühlsmäßige Beurteilung des eigenen Verhältnisses zu etwas. Erkenntnisse bestimmen Verhalten und damit auch die Gestaltung der Existenz.

Urteile und Beurteilungen aus Erfahrung sind selbst- und nicht wie Wissen fremdbestimmt.

Seit 16 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Wolfgang F.A. Schmid

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